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Prix2002
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


AUSZEICHNUNG
The Tale of Pip / Revisionland
Aeron Bergman, Alejandra Salinas


"Lucky Kitchen" ist der Projektname des spanisch-amerikanischen Duos Alejandra Salinas und Aeron Bergman. Ihre Arbeit verbindet bodenständige digitale Synthese mit lo-fi Band- und Feldaufnahmen, die aus der reichen Ader der europäischen Volkskunde, der Mythologie sowie der kulturellen und gesellschaftlichen Tradition schöpfen. Entstanden nicht nur als Archivierungsprojekt, sondern auch als Erneuerungsprozess für im Absteigen befindliche Bräuche und Lebensstile, stellen die Werke Lucky Kitchens - ob auf CD veröffentlicht oder als Installationen präsentiert - einen unverwechselbaren und bewegenden Zugang in Digital Music dar.
The Tale of Pip, ein Märchen, das durch Klang erzählt wird, und Revisionland, die CD-Version einer Installation

Pip ist ein kleiner Elfenmischling, und das "Märchen von Pip" ist eigentlich als Vorlesebuch für Kinder gedacht, was uns aber irgendwie nicht richtig erschien. Deswegen haben wir die Wörter physisch ausgeschnitten und das Buch umgeschrieben, und bald hatten wir eine Geschichte mit Eigenleben. Als nächstes meinten wir, diese Erzählung sollte nicht nur ein Buch sein, sie sollte vielmehr über den Klang erzählt werden, auf die gleiche Weise, wie Eltern mit ihren Kinder kommunizieren. Und gleichzeitig sollte dieses Märchen mit einer geschichtenähnlichen Audio-Komposition illustriert werden. Diese Komposition sollte akustische und digitale Bewegungen enthalten, die einander auslöschen und so zu einem dritten auditiven Zustand werden: organisch-digital. Dies wirkt und funktioniert einerseits als Musik, andererseits als Illustration, damit man sich die Vorgänge des Märchens besser vorstellen kann. Das Buch – handgedruckt bei Extrapool auf einer Matrizendruckpresse, gebunden mit einer Fadenheftmaschine aus der ehemaligen DDR, handgeleimt mit Hilfe eines Pinsels – ist ein weiteres Statement in Richtung auf eine Verschiebung von „digital“ hinauf und hinunter und in das Gebiet von Walter Benjamins „Aura“.
Komposition und Technik sowohl des Buches als auch der CD entspringen unserem Wunsch, alte und neue Ideen in ein verständliches Ganzes zu vereinen, das heißt, der Prozess beginnt konzeptuell, verwendet formale Druck- bzw. Computer-Audio-Techniken, um die eigentlichen Details zu unterfüttern, und letztlich ist die Präsentation ein hybrider Zustand aus Audio, Text, Schwund und Imagination bestehend aus Computer, Fantasy, wirklichem Leben und einer völligen Lüge – wie eben jede zeitgenössische Erzählung sein sollte.


„Revisionland“ und seine verwandten Audio-Arbeiten „Scotch Monsters“

Das „Revisionland“-Projekt setzt sich schichtweise aus zahlreichen Ideen zusammen, die sich gegenseitig ziehen und schieben. Die erste war jene eines englischen Gartens in voller Größe in der Galerie, mit in den Schmutz eingegrabenen pilzförmigen Lautsprechern, aus denen ein Multikanal-Audiowerk zu hören sein sollte, das die Wirklichkeit und die Fantasie des Ortes verschmelzen sollte. Dann folgte eine Revision des Audio-Stückes, so dass es auch an andere Hör-Orte gehen konnte und nicht an den Garten gebunden wäre. Mit der schrittweisen Hinzufügung von Web-spezifischen Worten und Bildern sowie mit Plänen für eine künftige Rekonstruktion des Gartens wächst das Stück weiter und aus sich hinaus.
Hier die Kernideen rund um die organisch-digitale Brühe:
Landschaft
Kolonialismus, Maul und Klauen (Klauen im Maul?)
Mythos, davonschlüpfend, aber in den Rissen überlebend
Beschweren, lieben und erfreuen (wie in den traditionellen Themen der keltischen Musik „Klage“, „Ballade“, „Gigue“ und „Reel“)

Die vollständige Installation wurde im Changing Room, Scotland, von November bis Dezember 2001 gezeigt. Die revidierte Audiofassung wird als 30-cm-Vinyl-LP bei Bottrop Boy in Deutschland erscheinen.