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Prix2002
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
The Visitor: Living by Number
Luc Courchesne


„The Visitor: Living by Number“ hat zwei Hauptaspekte: Der erste bezieht sich auf die Form, die versucht, eine praktische Lösung für die Schaffung und Präsentation interaktiver und immersiver Programme zu finden. Der zweite Aspekt bezieht sich auf den Inhalt und versucht, eine Metapher für die Erfahrung von Raum und Sozialisation zu formulieren. Insgesamt soll das Projekt sowohl eine glaubwürdige Erfahrung für die Besucher als auch ein Beispiel für die Debatte über die Ästhetik der Interaktion bieten.
„The Visitor: Living by Number“ ermöglicht den Besuchern eine unmittelbare Erfahrung einer Welt, die als zusammenhängendes Zeit / Raum-Kontinuum erscheint. Der Raum ist fotorealistisch und kontinuierlich (sieht man von den Übergängen, die mit Hilfe virtueller Panoskope erreicht werden und räumlich-zeitliche Abkürzungen zulassen). Auch die Zeit ist kontinuierlich und umfasst glaubwürdige Tag-Nacht-Übergänge.
Die Installation benutzt die Stimme als Input: Der Besucher benutzt ein Vokabular von zwölf Wörtern – die Zahlen eins bis zwölf –, um diese vorgegebene Welt zu manipulieren. Einer maritimen Konvention folgend, werden die Zahlen auf einem Zifferblatt am unteren Rand jener Kuppel angezeigt, in der sich die Besucher aufhalten. Die Besucher sprechen eine Zahl aus, die entweder ein Ziel angibt oder die auf eine Person verweist, mit der sie sich näher beschäftigen wollen. Während eines Gesprächs benutzt der Besucher die Zahlen auf die gleiche Weise, um Interesse oder Desinteresse an dem zu bekunden, was gesagt oder angeboten wird: Die der Position der Figur entsprechende Zahl signalisiert Interesse daran, die Konversation in diese Richtung zu entwickeln; eine andere Zahl erzeugt entweder eine Veränderung im Verlauf der Konversation, oder sie löst eine andere Stimmung aus, lädt die Figur ein, den Besucher anderswohin zu begleiten oder beendet einfach die Begegnung. Die Bedeutung einer jeden Zahl ist abhängig vom Zusammenhang, aber das Prinzip der Zahl als Richtungsanzeige bleibt im ganzen Werk konsistent. Die Spracherkennung funktioniert nur, wenn die Aktion stoppt und die Klanglandschaft still wird.
Die Bezeichnung „Living by Number“ im Titel des Werks gibt bereits einen Hinweis darauf, wie mit dem Werk interagiert wird und welche Art interaktiver Raum und welche Freiheiten die Besucher erwarten können: „Leben nach Zahlen“ als Analogie zu „Malen nach Zahlen“ verspricht keine Erfahrung, die ebenso reichhaltig wäre wie eine echte Reise in eine fremde Kultur, z. B. in die japanische, sondern gibt an deren Stelle eine Metapher. Diese Strategie dient der Umgehung der Schwächen der existierenden Spracherkennungsprogramme und erfordert kein Training – die einzige Option, die ich für eine öffentliche Ausstellung ernsthaft in Erwägung ziehen konnte –; daneben hilft sie auch, das begrenzte Set an Möglichkeiten zu rechtfertigen, das ein interaktives Video im Vergleich etwa zur Flexibilität von echtzeitgenerierten 3D-Welten bietet.