In den tiefsten dunklen Kellern des Frankenskippy-Laboratoriums traf ich eines Tages den zeitgenössischen Künstler Liam Gillick. Liam hatte von der britischen Tate-Galerie den Auftrag bekommen, eine Ausstellung für deren neu gestalteten Gartenbereich zusammenzustellen. Sein Vorschlag war, das Areal als interaktiven Raum für eine minimalistische Möbelinstallation zu nutzen, mit drei großen Bildschirmen, die eine Endlosschleife zeigen und mit den modernsten in meinen Laboratorien verfügbaren Techniken animiert werden sollte. Liam und ich dachten uns ein delikates Menü an Ideen aus. Liam erhielt das Nutzungsrecht für AnnLee, eine japanische Manga-Figur, die ursprünglich von den beiden französischen Künstlern Philippe Parreno und Pierre Huyghe von einer auf Manga-Gestalten spezialisierten japanischen Agentur angekauft worden war.

In dieser zweiten Reinkarnation von AnnLee produzierte Liam zunächst ein Skript und ein erstes Drehbuch und gab mir dann alle Freiheiten, sie aus dem typischen Manga-Feeling rauszuscheuchen. Ich habe sie als Zauberin mit Hexenkraft ausgestattet, durch die sie den Betrachter in ihre Welt ziehen kann. Sie bewegt sich mit Gesten, die an alte magische Runenzauber erinnern und die Elemente Wasser, Feuer und Luft steuern.
AnnLee wurde mir per Email zugesandt, und so begann eine erste Phase ihrer re-animierten Reinkarnation als AnnFrankenLee. Um ihre graziösen zarten Formen etwas zu glätten, legte ich sie sanft auf meinen Operationstisch und unterteilte ihr ursprünglich polygonales Selbst in verschiedene Oberflächen. Ihr fröhliches Kleidchen wurde durch Gruftie-Schwarz ersetzt, ihre vorher leer starrenden Augen pulsieren und glühen im psychedelischen Purpur animierter UV-Farbtöne. Ein Toon-Shader gab ihrem Kopf voll neuem Haar den Glanz. Ihre Lippen und Brauen wurden blutrot gemalt, ihre Stiefel in richtige Hexenstiefel umgearbeitet. Ein Kanal mit Glüheffekt verleiht ihrer Haut ein ätherisches Aussehen. Metallische Schattierungen lassen ihre Fingernägel reflektieren. Um sie schweben ihre kybernetischen Augen als visionäres Mittel; der Innenbereich dieser Augen wird von einem Shader mit einer animierten Textur auf dem Reflexions- und Transluzenz-Kanal versorgt; auch das Glühen ist animiert, um eine elektrisch pulsierende Note hinzuzufügen.