GOLDENE NICA
Rubberduck
Georg Sochurek
Rubberduck erzählt die seltsame Geschichte vom Leidensweg einer kleinen Gummiente in Form einer modernen Fabel: Es spricht vom Anderssein, vom Leiden, von der Bosheit der Welt und des Schicksals. Auch wenn der Begriff „Drama“ etwas zu stark gewählt scheint, soll der Film genau das sein. Seine Aufgabe ist es, die Leute zum Nachdenken zu bewegen, zum Mittrauern; wo ergeben sich Parallelen zwischen der Geschichte und der echten „bösen“ Welt?
Aber alles der Reihe nach: Alles fängt damit an, dass ein kleines Gummientchen einsam auf dem Meer treibt. Schon bald tauchen ein paar „echte“ Entenküken auf, die auch sofort ihre Mutter holen, um ihr den seltsamen Fund zu zeigen. Nach einer kurzen Untersuchung des reglosen Fremdkörpers beschließt die Entenfamilie, das Gummientchen in ihre Reihen aufzunehmen. Durch seine Unvermögen sich anzupassen, wird es ausgestoßen und treibt wieder alleine auf dem Meer herum. Plötzlich taucht wie aus dem Nichts ein Seemonster auf und verschlingt es . Man findet es wieder, mit Bissspuren auf den Wellen treibend. Aber die Einsamkeit soll nicht lange anhalten: Schon bald taucht eine bezaubernde Entendame auf, die das Entchen wieder aufrichtet und an sich drückt. Doch das Glück währt nicht lange: Die beiden treffen auf zwei Schläger-Enten, die es offensichtlich auf das Gummientchen abgesehen haben. Aber dahinter verbirgt sich gleich noch ein zweiter, sadistischer Schicksalsschlag: Anstatt dem Gummientchen zu helfen, entpuppt sich die Entendame als Freundin der beiden Schläger, die das Entchen nur in eine Falle gelockt hat und schließlich seinen Freunden das Zeichen gibt, es zu erledigen. Gesagt – getan. Nachdem die drei weg sind (das Gummientchen befindet sich nun schon in sehr desolatem Zustand) trifft es auf seine letzte Herausforderung: Aus der Dunkelheit schälen sich zwei gewaltige Steinenten, stumme Wächter eines seltsamen Wasserfalls. Prompt gerät das Entchen auch in dessen Sog, aber kurz bevor es hinunterstürzt, rettet ihm ein Steinschlag das Leben (Leben?). Doch während es von dessen Wellen in Sicherheit gespült wird, lässt das Entchen das erste (und letzte) Mal Gefühle erkennen: Es erinnert sich an all das Böse, das ihm wiederfahren ist, beginnt zu weinen und fasst einen Entschluss: Es dreht um, lässt sich vom Wasserfall erfassen und stürzt in die Tiefe. Aus. Ende. Oder doch nicht?
Während des ganzen Films wird immer eine gewisse Mystik gewahrt: Lebt das Gummientchen? Denkt es? Oder ist es wirklich nur ein lebloses Stück Plastik, wie es scheint? (Wobei der Schluss zum Interpretieren anregen soll.) Woher kommt es überhaupt? Was passiert nach dem Sturz vom Wasserfall? Die Aufgabe des Zuschauers ist es, all diese unausgesprochenen Fragen zu erkennen, zu verstehen und zu interpretieren. Das wichtigste Detail für mich ist die (zumindest nach außen hin) völlige Teilnahmslosigkeit des Protagonisten. Egal, was passiert, das Entchen verzieht keine Miene – wenn es das überhaupt könnte. Aber heißt das, dass es allem gleichgültig gegenübersteht? Dieser Kontrast zwischen dem Leid-Erfahren und dem „Trotzdem-über-den-Dingen-Stehen“, vielleicht sogar „In-einer-anderen-WeltStehen“ ist es, der für mich das zentrale Thema von Rubberduck ausmacht. Was das Gummientchen nach außen hin nicht fühlt, soll der Zuschauer erfahren und (mit)fühlen. Und ich hoffe, das wird auch so sein ...
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