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Prix2003
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


AUSZEICHNUNG
"Boards of Canada" Website
James Tindall


Die Website der Band „Boards of Canada“ war ein Traumprojekt. Es war von Anfang an offensichtlich, dass die Band und ich die gleichen Ansichten über synästhetische Beziehungen zwischen Audio und Video hatten, und dies sollte die Richtung der Site wesentlich beeinflussen. Mike und Marcus traten im Winter 2001 an mich mit einem völlig offenen Konzept heran und ersuchten mich, eine Site zu ihrem vor der Veröffentlichung stehenden dritten Album zu erstellen.

Um diese Zeit hatte ich mich gerade für Crystal Voyager zu interessieren begonnen, ein Surf-Movie von George Greenough aus den frühen 70er Jahren. Nach etwa einer halben Stunde versinkt der Film in eine 30-minütige Sequenz, die zur Gänze inmitten von brechenden Wellen gedreht wurde. Die amorphen, pulsierenden Turbulenzen der Wellen und die gesättigten Farben des Filmmaterials der 70er Jahre verbinden sich zu einer atemberaubenden Ästhetik, die stark an jenen nostalgischen Unterton erinnert, der in der Musik von Boards of Canada so präsent ist. Als ich der Band von dem Film erzählte, stellte sich heraus, dass er zufällig auch der Lieblingsfilm der beiden war und dass sie sogar Musik dazu komponiert hatten.

Die Site ist der Versuch, Stimmung und Tonfall von Crystal Voyager mit der synästhetischen Bildwelt zu verbinden, die in meinem Kopf beim Anhören der Musik von BOC entstand. Für mich hat die Musik von BOC immer einen meteorologischen Inhalt – jeder Track suggeriert eine Wetterlage ebenso wie eine Gegend. Die Musik, reich an sorgfältig berechneten texturalen Gegenüberstellungen und Farbharmonien, provoziert auch eher abstrakte visuelle Empfindungen, die die kaleidoskopischen Szenen auf der Site inspiriert haben.

Meine Absicht war, eine so immersive Erfahrung anzubieten, wie sie mit der heutigen Bandbreite eben möglich ist. Jede Szene umfasst zwischen 80 und 150k; die Dateigröße wird deswegen so klein gehalten, weil die meisten Bilder algorithmisch erstellt werden. So haben etwa die Inselszenen überhaupt keine Basisbilder, da die Landschaft und die Wolken mit Hilfe von eigens geschriebenen Perslin-Noise-Funktionen in Echtzeit generiert werden. Beim Eintreten in eine Inselszene werden jedesmal eine neue, einzigartige Insel und Wolkenformationen erzeugt. Eine völlig andere Insel kann erreicht werden, wenn man kurz aufs Meer hinausfliegt. Rund um die Inseln sind Punktquellen für Sound-Samples positioniert. Während man auf der Insel herumfliegt, wird der Insel-Song neu gemixt, da Lautstärke und Panning eines jedes Samples von der relativen Entfernung des Besuchers zur Punktquelle und von der Entfernung der Punktquellen zueinander abhängt. Da die Topologie jeder Insel variiert, variieren auch die möglichen Mixes des Insel-Songs.

Ich habe mich bemüht, die Bedienung der Site für Anwender so einfach wie möglich zu machen. Die Steuerung jeder Szene erfolgt durch die Maus und nur einige wenige Tasten. Der User kann im 3D-Raum herumschauen, indem er einfach mit der Maus irgendwohin zeigt. In den Inselszenen habe ich versucht, ein Maximum an Bewegungsfreiheit mit einem Minimum an Klicks zu ermöglichen. Der Mauszeiger steuert die horizontale Richtung, das Halten der linken Maustaste beschleunigt, ihr Auslassen bremst durch Reibung. Durch Drücken von „q“ steigt man empor, beim Auslassen fällt man mit der Schwerkraft. Wer schweben will, drückt „a“. Damit man die Site ebenso passiv wie aktiv erleben kann, gibt es eine Auto-Navigationsfuktion, die den User durch die Site führt. Diese Funktion kann der Anwender jederzeit schalten und manuell zu irgendeiner Szene navigieren, indem er im Menu auf die gewünschte Szene klickt.