AUSZEICHNUNG
Atama Yama ("Mt. Head")
Koji Yamamura
Ein geiziger, reizbarer Mann isst Kirschen samt den Kernen, bis ein Kirschbaum aus seinem Kopf wächst und ihn in eine Menge Schwierigkeiten bringt. Die Animation Atama Yama ist eine moderne Interpretation der traditionellen japanischen Rakugo-Erzählung Atama Yama, übertragen in das Tokio der Gegenwart. Die Geschichte überwältigt den Betrachter bis zum Ende mit jeder Menge Bildinformation in dicht geschnittenen Szenen.
Der Zeichnungsstil ist äußerst ausgefeilt, die Geschichte und ihr Umfeld bleiben aber rein japanisch. Zur Begleitung eines Shamisen (japanisches Saiteninstrument) singt eine Stimme von der Geschichte eines Mannes, der so unfreundlich und so in sich selbst eingesponnen ist, dass er sich letztlich selbst zerstört. Das auf seinem Kopf stattfindende Kirschblütenfest ist absolut surreal und unvergesslich.
Yamamura sagt: "Viel von meiner Arbeit ist auf Kinder orientiert, die Dialoge sind stark reduziert, und die Sprechstimme ist hell und süß. Inhalt und Bedeutung werden vor allem durch das Bild übertragen. Bei Atama Yama, wo ich mit dem Drehbuchautor Shoji Yonemura zusammengearbeitet habe, kommt dem gesprochenen Wort jedoch eine große Rolle zu. Meine Filme mögen unterschiedlich sein, aber alle durchzieht ein gemeinsames Thema: Kommunikation. Ich bin überzeugt, könnten Präsident Bush und Saddam Hussein die Position des jeweils anderen verstehen, könnten sie wirklich kommunizieren, so hätten wir die politischen Probleme der Gegenwart nicht.
Ich wollte Atama Yama – eine komische und unsinnige Rakugo-Geschichte – als Animation bringen - in der Hoffnung, das Thema 'Identität und soziale Integration' als eines der grundlegenden Rätsel der Existenz der Welt auszudrücken. Da diese Arbeit mein Privatvergnügen war, habe ich sie über einen Zeitraum von sechs Jahren neben und zwischen meinen beruflichen Tätigkeiten fertiggestellt, und ich bin wirklich dankbar für die Wertschätzung und Anerkennung, die es gefunden hat.
Alle Animationen von Atama Yama wurden ohne 3D-Grafik oder Rotoskopie hergestellt, sondern entstanden in klassischer Technik als Handzeichnungen auf Papier. Auch die Lichter und Schatten wurden gesondert mit dem Bleistift gezeichnet, anschließend wurden die Teile eingescannt und in RETAS! Pro, einem japanischen Multi-Level-Animationsprogramm, zu den 3D-Effekten der Figur zusammengefügt. Als Material für die Umrisse der Figuren verwendete ich Aquarellstifte, Ölkreiden und Buntstifte. Ich hatte an Software nur RETAS! Pro installiert. Während meiner einmonatigen Arbeit mit dem Programm merkte ich, wie mit der Beherrschung der Software auch meine Arbeitsgeschwindigkeit stieg, wofür ich dankbar war. Vor der Digitalisierung war und ist jedoch meine Produktionsweise ausschließlich analog. Bei Atama Yama habe ich auch keine 3D-Hilfslinien verwendet.
Als Produktionssystem verwende ich meinen eigenen einfachen Mac. Die zu RETAS! Pro gehörige Software Traceman wurde zum Einscannen der Flachbilder verwendet. Sobald ich die Animation in ein Movie-Format umgewandelt habe, mache ich normalerweise keine weitere Nachbearbeitung mit Software mehr. Allerdings verstehe ich die Bearbeitung der Einzelbilder mit Adobe Photoshop als eine Erweiterung des analogen Gestaltungsprozesses, wobei ich Photoshop für Farbkorrekturen und Ebenenmasken einsetze.
Die gesamte Erstellung der Zeitregie sowie Montage, Rendering und Ausgabe als Movie-File erfolgten durch eine weitere RETAS! Pro-Anwendung: CoreRETAS. Der Schnitt erfolgte auf Final Cut Pro. Atama Yama hat zwei Große Preise und drei weitere Auszeichnungen gewonnen und wurde für den Oscar 2003 – den 75. Academy Award – nominiert.
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