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Prix2003
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
Cinéma Fabriqué
Justin Manor


Cinéma Fabriqué ist ein Hardware- und Software-Environment, das einer Einzelperson erlaubt, Echtzeit-Video und Audio-Programmierung durch gestische Steuerung zu improvisieren. Ziel des Systems ist es, ein Tool zur Komposition und Bearbeitung von Video-Stories und Musikpartituren für ein Live-Publikum zu bieten, das als Interface sowohl exponiert als auch interessant zu beobachten ist. Viele der heute für audiovisuelle Echtzeit-Performances verwendeten Softwarepakete werden über ein Standard-Keyboard, eine Maus oder einen MIDI-Input gesteuert, die alle nicht unbedingt für präzise Videosteuerung oder Live-Aufführungen entwickelt wurden.

Als Alternative integriert das Cinéma Fabriqué-System eigens codierte Videoschnitt- und Effekt-Software sowie Trackingmethoden für Handgesten in ein einfaches System für audiovisuelle Aufführungen.

Der Anwender, der vor einer Kamera und einem Bildschirm steht , trägt zwei mit Lichtquellen ausgestattete Handschuhe von unterschiedlicher Farbe. Die Kamera verfolgt die Position der Hände des Users und bildet sie auf zwei Onscreen-Cursors ab. Eine Sammlung von Medienclips und Live-Video-Zuspielungen ist am oberen Rand des Displays verfügbar und kann jederzeit dadurch aufgerufen werden, dass man eine Hand hebt, das gewünschte Objekt "ergreift" und in die Mitte des Bildschirms "zieht". Sobald ein Medienobjekt auf der Arbeitsfläche liegt, kann es durch Bewegungen und Gesten der Hände editiert oder manipuliert werden.
Auf welche Weise der Medienclip oder die Live-Zuspielung bearbeitet wird, lässt sich am unteren Bildschirmrand auswählen. Die dort aufgereihten Icons lassen sich durch "Antippen" mit der Hand aktivieren. Clips können verkürzt oder zur Schaffung von "Tieren" zu Schleifen geformt oder zerkratzt werden, indem man mit der Hand kreisförmige Bewegungen ausführt. In einem der Modi können Farben aus dem Clip ausgewählt und extrahiert werden. Darüber hinaus gibt es zahlreiche dreidimensionale Verzerrungsmöglichkeiten und andere Möglichkeiten der Video-Manipulation. Die Hände werden zum Drehen, Schwenken und Zoomen der resultierenden skulpturalen Formen eingesetzt.

Da Cinéma Fabriqué die Kontrolle der räumlichen und zeitlichen Präsentation von Live-Video erlaubt, werden hier die Steuerungsmöglichkeien einer Computer-Modelling-Software mit den expressiven Möglichkeiten einer direkten Manipulation der Szene durch Handbewegungen kombiniert. Der Anwender kann interessantes Bildmaterial wiederholen oder aus jedem beliebigen Winkel oder mit jeder gewünschten Geschwindigkeit selbst in winzige Ausschnitte des Bildes einzoomen. Dadurch, dass Zeitänderungen und dreidimensionale Verzerrungen fast unmerkbar oder aber abrupt vorgenommen werden können, lassen sich die Betrachter in eine Welt ziehen, die gleichzeitig real und irreal ist. Da sich Performer und Publikum in ein und derselben Umgebung befinden, kann diese leicht und beliebig neu interpretiert werden, um hervorstechende Eigenschaften hervorzuheben oder neue Bedeutungsinhalte einzuführen.