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Prix2003
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
Streetscape
Iori Nakai


Streetscape ist ein Gerät, das Umweltklänge und Stadtformen extrahiert und den Zuhörer darin eintauchen lässt, sodass man sich seine Umgebung vorstellen kann. Mithilfe eines Stadtplans, auf dem die Straßen ausgeschnitten sind, sowie eines Kopfhörers kann man den zum jeweils ausgewählten Ort gehörigen Klang anhören. Dieser Gedanke entstand aus der Frage, was man wohl in der Szenerie einer Stadt sehen würde, wenn sie nur über den Klang dargestellt würde, und welche Erinnerungen sie heraufbeschwören würde.

Zeichentablett und Stift werden bei Computern normalerweise zum "Zeichnen" von Bildern verwendet, bei Streetscape aber erlauben sie einem zu "wandern", während man den Klängen der Stadt lauscht, und die enge Verbindung zwischen Stadtplan und Klang zu erspüren. Da ich versucht habe, eine Hörumgebung für natürliche Klänge zu erstellen, die mit natürlichen Bewegungen erschlossen wird, interagieren die Besucher, indem sie mithilfe des Stifts die Einkerbungen im Plan nachfahren, und nicht mit der Maus oder einem Touchpad, wodurch sie tiefer in die Szenerie eintauchen können.

Streetscape wurde in sieben Städten in und außerhalb Japans gezeigt, darunter Kyoto, Nagoya, Mamamtsu, Sendai, Roppongi und Paris. Für jede dieser Städte wurde das Stück neu aufgenommen und ein eigener Stadtplan angelegt. Die jeweiligen Einwohner konnten so ihre eigene Stadt erfahren. Außerdem habe ich auch die Stücke gezeigt, die in anderen Städten entstanden sind, um die Erfahrung so real wie möglich werden zu lassen. Für das Publikum ist es eine besonders intensive Erfahrung, seine übliche Umgebung Seite an Seite mit einer völlig unbekannten zu erleben.

Obwohl ich dieses Werk für viele unterschiedliche Städte geschaffen habe, ist es nicht mein Ziel, für jeden Ort sozusagen einzigartige Klänge einzufangen. Wollte ich dieses tun, so würde ich meine Subjektivität zwischen Werk und Publikum stellen, und das Ergebnis würde wesentlich distanzierter sein. Ich nehme Bedacht auf Klangqualität und -präsenz, wenn ich die Geräusche des Alltags in Schichten strukturiere, und nicht so sehr auf die stereotypische Stadtlandschaft. Natürlich kommen immer wieder Szenen vor, die man nur zu einem bestimmten Moment an einem bestimmten Ort hören kann. Lausche ich der Umgebung, die ich normalerweise ignoriere, so fühle ich die Existenz der Stadt, der Menschen und meine eigene Präsenz im Hier und Jetzt. Ich hoffe, Arbeiten zu schaffen, die einen Blick auf jenes zauberhafte Drama erlauben, das im Hintergrund abläuft.
Ich plane, Streetscape in Workshops weiterzuentwickeln, damit andere ihr persönliches „Streetscape" erzeugen können, indem sie ihre Lieblings-Soundumgebung aufzeichnen. Daneben arbeite ich auch an der Archivierung von Klängen von einem neuen originellen Standpunkt aus, indem ich die vertikale Veränderung des Klangs in Form von "Skyscapes" ausdrücke, oder den Kalender verwende, um darzustellen, wie sich der Klang im Laufe des Tages an einem bestimmten Ort verändert.