ANERKENNUNG
Moo[n]
Leigh Hodgkinson
Bei Moo(n) geht es um die Freundschaft zwischen einem Mädchen und einer Kuh. Die schöne Zeit, die sie gemeinsam verbringen, wird von einer Biene und einem Niesanfall unterbrochen. Die von den besorgten Eltern erzwungene Trennung verblasst zur Bedeutungslosigkeit, als sich die Kuh auf einem anderen Planeten wiederfindet. Ihre Bemühungen um eine Rückkehr zu ihrer Freundin geraten recht albern. Wir erfahren dabei, dass auch Freundschaft etwas recht Wackeliges sein kann und dass warme Milch mit Honig Erkältung vertreibt.
Moo(n) bombardiert die Zuseher mit der Verschmelzung völlig entgegengesetzter Bild- und Gefühlswelten – vom Kindisch-Naiven bis zum Düster-Surrealen. Gemeinsamer Nenner ist das Bizarre und Melodramatische, das seiner eigenen Logik folgt. Der Film hat etwas Manisches, Rastloses und verzerrt die Wahrnehmung einer lieblichen Märchenerzählung ins Bedrohliche und Furchterregende.
Moo(n) entstand durch die Verwendung digitaler Scherenschitt-Techniken in einer stilisierten 3D-Perspektive. Die eingescannten Objekte und Oberflächen verleihen den grob skizzierten Scherenschnittgestalten und –umgebungen einen seltsamen Anflug von Wirklichkeit.
Diese Technik stützt sich vor allem auf die digitale Komposition aller Komponenten. Maßstab und Perspektive werden überbetont und manipuliert, um extreme Emotionen und physische Bewegungen darzustellen (so sieht etwa der Kopf der Biene auf ihrem fetten Körper winzig aus …, die Menschen auf der Erdoberfläche sehen ebenfalls klein aus …, der Planet in der weiten Galaxie sieht klein aus … und so weiter). Als die Kuh große Teile der Galaxie auffrisst, geraten ihre Proportionen und die ihrer Umgebung außer Kontrolle. Das Werk selbst ist in Schwarzweiß gehalten und mutet wie ein alter, schlecht projizierter Film mit einer unheimlichen und doch bezaubernden Atmosphäre an. Auch die Licht und Schattengestaltung tragen zum spielerischen Umgang mit Maßstab und Oberfläche bei.
Die Geschichte wird zwar in erzählerischem Ton vorgetragen, bleibt aber im Übrigen emotionslos, um mit der besonderen Entwicklung der Bildgeschichte zu kontrastieren. Die Stimme ist jener Faden, der die Struktur der Erzählung wieder in ihre Form zurückholt, wenn sie allzu viel Schwung zu entwickeln beginnt. Auch wenn die Bilder bisweilen fragmentiert und seltsam erscheinen mögen — die Präsenz der Stimme des Erzählers gibt der Geschichte festen Boden unter den Füßen.
Die Behandlung des Sounds verwendet ebenfalls verschiebbare Perspektiven auf eine sehr subjektive räumliche Weise. Sie können sich schnell ändern, um den surrealen und intensiven Charakter des Films zu unterstreichen. Manchmal arbeiten Klang und Musik eng zusammen, sodass es schwer ist, Geräusche und Melodie voneinander zu unterscheiden. Das wird auch dadurch unterstützt, dass die Musik aus Samples einzelner Schrott-Teile entstand und nicht mit den üblichen Instrumenten (so besteht etwa die Percussion aus Heizkörperkratzen und Klopfen auf Keksdosen).
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