GOLDENE NICA
Banlieue du Vide
Thomas Köner
„Sehen beruht oft auf einem Gleichgewicht aus Starren, das heißt, man konzentriert seine Aufmerksamkeit auf ein Objekt direkt vor einem, und aus der Beweglichkeit eines Blicks, der auch als geistesabwesend qualifiziert werden könnte.“ Dieses Gleichgewicht ist auch in Thomas Köners Banlieue du Vide (2003) am Werk, das Webcam-Bilder von Winterlandschaften verwendet.
Thomas Köner beschreibt das Projekt folgendermaßen: „Im vergangenen Winter habe ich (über das Internet) rund 3000 Bilder aus Überwachungskameras gesammelt. Die von mir ausgewählten Bilder zeigen schneebedeckte leere Straßen bei Nacht. Der Soundtrack besteht aus grauem Rauschen und Verkehrsgeräuschen, geschaffen aus der Erinnerung. Die einzige sichtbare Bewegung ist die Veränderung der Schneelage auf den Straßen.“
Auch wenn das Stück sich mit Überwachung und dem Internet beschäftigt, so geht es dabei nicht um Themen wie Unterdrückung oder Kontrolle. Banlieue du Vide ist viel eher eine Bilderfolge schneebedeckter Landschaften, die zum Gegenstand einer geduldigen, unspektakulären Beobachtung wird. Wir sind eingeladen, das Verrinnen der Zeit zu beobachten. Der Künstler zeigt uns schneebedeckte Landschaften, die durch einen behutsamen Prozess des Ein- und Ausblendens langsam auftauchen und wieder verschwinden.
Ein Gefühl der Vergänglichkeit und des Vergehens wird sowohl von der langsamen Bewegung der vom Künstler ausgewählten Bilder als auch von der Köner’schen Klang-Komposition vermittelt. Gemeinsam geben sie dem Stück etwas Zeitloses. Banlieue du Vide bezieht sich auf eine existenzielle Qualität von allem, das im Vergehen begriffen ist. Warten und Abwesenheit definieren unsere Existenz: Was immer wir betrachten, vergeht langsam vor unseren Augen. Thomas Köner unterstreicht die Bedeutung der Spur, der Erosion und auch der vergehenden Zeit.
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