Im Auftrag der Münchener Biennale hat André Werner die Oper Marlowe: Der Jude von Malta komponiert und das Libretto geschrieben.

Das Libretto basiert auf dem Drama Famous Tragedy of the Rich Jew of Malta von Christopher Marlowe. Bei Marlowe nur durch einen kurzen Prolog vertreten, ist Machiavelli im Libretto von André Werner die zentrale Figur des Stückes. Er sieht sich als Weltenschöpfer, er glaubt, das Handeln der Akteure zu bestimmen, und scheitert dann selbst in seinem Spiel.

Mit der Grundidee, die Präsenz der Hauptfigur über deren Choreografie und die dadurch initiierte Definition und Veränderung des Bühnenraums hervorzuheben, liefen die Entwicklung eines virtuellen Bühnenraums und die Komposition der Oper von Anfang an parallel. Um den virtuellen Raum als Abbildung der Welt Machiavellis erfahrbar zu machen, wurde die virtuelle Architektur an die Körperbewegungen des Machiavelli-Darstellers gekoppelt. Bewegt er sich vor oder zurück, folgt ihm die Architektur, dreht er sich, dreht sich die Architektur analog.

Technisch wurden die Bewegungen des Machiavelli-Darstellers durch einen Bitmap-Tracker erfasst, welcher die genaue Position und seine Gesten ermittelt. Die virtuelle Architektur wurde größtenteils auf der Grundlage von Wachstumsalgorithmen in Echtzeit generiert. Den verschiedenen Rollen sind keine festen Darsteller zugeordnet. Vielmehr weist Machiavelli den vier Darstellern eine der 15 Charaktermasken zu. Um einen schnellen Kostümwechsel zu ermöglichen und eine Konsistenz zwischen projiziertem Bühnenraum und den Kostümen herzustellen, wurde ein Verfahren entwickelt, Kostüme auf die Schauspieler zu projizieren.

Technisch werden die Silhouetten der Darsteller im infraroten Bereich getrackt und so ausgewertet, dass sie als mit Texturen gefüllte Masken auf die Darsteller projiziert werden können. Der dafür entwickelte Algorithmus identifiziert die Darsteller, trennt Überschneidungen und berechnet die virtuellen Kostüme passgenau in Echtzeit.