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Prix2004
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
Ars Electronica Linz & ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
Loops
Marc Downie, Shelley Eshkar , Paul Kaiser


Loops ist ein Porträt von Merce Cunningham, aber es porträtiert nicht sein Erscheinungsbild, sondern seine Bewegung. Abgeleitet wurde es von einer Motion-Capture-Aufzeichnung seines Solotanzes für Hände und Finger. Die dabei eingescannten Gelenke werden zu Knoten in einem Netzwerk, das sie in fluktuierende Beziehung zueinander setzt und manchmal den Eindruck suggeriert, dass ihm die Hände als solche zu Grunde liegen, häufiger aber eher an ein komplexes Finger-Fadenspiel mit Variationen erinnern. Diese Knoten rendern sich in einer Serie von miteinander verwandten Stilen selbst, erinnern an Handzeichnungen, aber mit einer ganz anderen Art von Leben.

So wie Cunninghams Bewegungen die Bildwelt in Loops generieren, so verwenden wir seine Stimme zur Erzeugung der Musik. Ursprüngliche Quelle ist dabei Cunningham selbst, der seine Tagebucheintragungen von seinem ersten Besuch in New York 1937 als 17-Jähriger liest. Intonation und Rhythmus dieser Voice-Overs werden an eine virtuelle Variante von Cages Prepared Piano weitergeleitet. Das Muster der dadurch angeschlagen Noten wird ausgelesen und dann über autonome musikalische Intelligenz weiter entwickelt, und zwar nicht nur durch bloßes „Hören“ des Klanges dieser Rede, sondern auch durch das „Auslesen“ des Inhalts ihrer Sätze: Die Kompositionsstruktur wird von der räumlichmetaphorischen Struktur des Textes abgeleitet.

Diese Prozesse suchen einen Mittelweg zwischen den kommunikativen Bedürfnissen der Sprache und der Abstraktion von Rhythmus und melodischer Kontur der Musik. Die musikalische „Partitur“ zu diesem Werk ist nicht eine Darstellung der abzuspielenden Noten, sondern eine Kodifizierung der möglichen Transformationen der ablaufenden Erzählung. Loops wird in Echtzeit errechnet und ist damit eigentlich eine Live-Performance (wobei der einzige andere „Aufführende“ neben Cunningham — der niemals einen anderen Tänzer das Werk hat aufführen lassen — der Computer ist). So verleiht das digitale Programm Loops dem physischen Tanz Loops eine seltsame Art von Unsterblichkeit, denn in seiner Essenz improvisiert es ständig über sich selbst. Indem es sich durch eine über Wahrscheinlichkeiten gesteuerte Interaktion zwischen seinen einzelnen abgegrenzten Teilen darstellt, enthüllt es bei jedem Abspielen etwas Neues.