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Prix2004
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
Ars Electronica Linz & ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
3 minutes2
Electronic Shadow, Yacine Ait Kaci , Naziha Mestaoui


3 minutes2 ist eine Installation, die Raum und Bild, Reales und Virtuelles mischt und ein hybrides Habitat präsentiert, das sich endlos um seinen Bewohner verändert. Als Hybridisierung von Raum und Bild, als Verschmelzung des Materiellen mit dem Immateriellen, als Architektur aus Erinnerung und Informationsdesign lässt sich diese Raumumgebung nicht nur in ihren pyhsischen Ausmaßen messen, sondern vielmehr durch die Summe ihrer potenziellen Dimensionen ausdrücken. Parallele Wirklichkeiten verschmelzen in einen Zeit-Raum, 3 Minuten sind ein Raum, 10 Quadratmeter eine Fläche. 3 minutes2 ist eine Oberflächen-Zeit, ein hybrider Raum, der nach dem Rhythmus seines Bewohners lebt, nach seiner Spur, seinem elektronischen Schatten.

3 minutes2 ist eine Installation, die einen extrem reduzierten Wohnraum darstellt. Dieser Raum allerdings hat die Besonderheit, sich über seine physischen Grenzen hinaus zu erstrecken, da er seine eigene Projektionsfläche ist. Sein Volumen zerfällt also in so viele Funktionen, wie sie im Szenario der Verwendung dieses Wohnraums beschrieben sind. Der Bewohner selbst ist im Bild eingeschlossen, dargestellt als Silhouette. Dieser Schatten, der die Projektion eines neutralen Individuums in die Wohnumgebung repräsentiert, ist der eigentliche Kern der Installation, um den herum sich das Habitat als ein Kokon aufbaut, als eine eher kulturelle denn natürliche Erweiterung — das Habitat wird selbst zu einer Gestalt. Die präsentierten Funktionen entsprechen den Lebensbedürfnissen, aber auch komplexeren Verhaltenweisen. 3 minutes2 versucht nicht, die Funktion einer Wohnumgebung zu karikieren, sondern will die Umrisse eines Alltagslebens nachzeichnen, das stark von der Technologie und der Präsenz des Virtuellen — oder der Materialisierung des Immateriellen — beeinflusst ist. Über die traditionellen Funktionen, die an diese Art von Habitat angepasst sind, werden manche der Aktivitäten direkt an dieses Konzept von Raum gebunden und induzieren unausweichlich radikale Veränderungen in der politischen, ökonomischen und sozialen Organisation. Der Status des Bildes ist im Vergleich zum Raum stets ambivalent; ist es die ausgedrückte Erinnerung eines Individuums in seiner Wohnumgebung, die virtuelle Reflexion eines wahren Lebens — oder ist es das 1:1-Modell eines zukünftigen Raums, das die Anwendung der derzeit in Entwicklung begriffenen Technologien — wie etwa Nanotechnologien — vorwegnimmt?

3 minutes2 beantwortet diese Fragen nicht, sondern verschiebt eher die traditionelle Debatte, indem es das Reale dem Virtuellen gegenüberstellt. Hier wird die Hybridisierung aus Wirklichkeit und Virtualität fiktiv vollzogen und ist Grundlage der Präsentation eines Habitats, das die technologischen und sozialen Veränderungen vorwegnimmt, die es erst möglich machen. Keine Bildschirme, keine sichtbaren Interfaces — die beiden Gestalten berühren die Wände, führen Bewegungen aus, und das Habitat reagiert auf sie. Die Technologie ist völlig unsichtbar geworden, und der Effekt der Technologie wird zur Zauberei.