ANERKENNUNG
Télécentre Communautaire Polyvalent de Tombouctou
Télécentre Communautaire Polyvalent de Tombouctou
Timbuktu ist eine alte Karawanenstadt, die im 12. Jahrhundert von Tuaregs als Stützpunkt gegründet wurde und das geistige Zentrum des Islam in Westafrika bildete. Auf Grund seiner Lage in der Wüste und am Niger ist die Stadt nur kurze Zeit im Jahr auf dem Wasser- oder Landweg einigermaßen problemlos zu erreichen. Die Versorgung mit Wirtschaftsgütern ist schwierig und teuer. Das 1998 gegründete „Télécentre Communautaire Polyvalent de Tombouctou“ (TCP) hat eine Verbesserung der Versorgung mit Information und nicht-materiellen Gütern gebracht.
Das TCP erfüllt neben Telekommunikationsaufgaben einige für die Wissenschaft, die Wirtschaft und die regionale Entwicklung wichtige Aufgaben: Es werden regelmäßig Kurse in Text- und Datenverarbeitung in den gängigen Programmen angeboten, Bibliothekare wurden geschult, und ein Großteil der in Timbuktu lagernden historischen islamischen Handschriften wurde erfasst, digitalisiert und der Forschung zugänglich gemacht.
Die journalistische Infrastruktur vor Ort wurde durch die Gründung einer Zeitung und die Möglichkeit für Radioreporter, überregionale Ereignisse zu recherchieren (Radio-Browsing), aufgewertet.
Alfabetisierungskampagnen und Buchhaltungskurse für Frauen und Mädchen werden durchgeführt, und autonome Fraueninitiativen stützen ihre Verwaltung sowie die Verrechnungsarbeit ihrer Kleinkredite auf die Infrastruktur, die das Télécentre mit speziellen Programmen in den lokalen Sprachen bietet.
Als Schulstadt profitieren auch Schüler, Lehrer und die Geistlichkeit (der Imam von Timbuktu ist geistiges Oberhaupt der gesamten islamischen Gemeinde Westafrikas) vom TCP. Auch der Handel und Vertrieb von Kunsthandwerk sowie der Tourismus, die einzigen Einnahmequellen der lokalen Bevölkerung, sind Nutznießer des Télécentre.
Im Télécentre von Timbuktu wird außerdem getestet, wie ein Telecenter angelegt sein muss, um auch unter extremen Bedingungen (Sandstürme, Temperaturen um 50°C) und in ruralen Gebieten funktionieren zu können. Weiters werden die Auswirkungen der Informationstechnologien auf Kultur und Wirtschaft in ländlichen Regionen Afrikas evaluiert.
Hauptnutznießer des Projekts sind neben den NGOs und der touristischen Infrastruktur vor allem die abgeschiedenen Landgemeinden der Umgebung und deren Jugend, die mit Fernlehr-Programmen versorgt werden können, sowie die medizinische Versorgung der Region (Telemedizin, Konsultationen via Internet).
In einer zukünftigen Ausbaustufe sollen mehrere ländliche Gemeinden im weiteren Umkreis an das zentrale Télécentre in Timbuktu angebunden werden. Neben den Rechnern im Télécentre wurde die Anzahl der Computer in ganz Timbuktu Anfang 2003 auf ca. 30 Stück geschätzt (fast ausschließlich NGOs).
Tatsache ist, dass heute in Timbuktu jeder Schüler und Jugendliche seine Internet-Adresse hat und international kommunizieren kann. Der Einfluss auf die Alphabetisierung, Bildung und Ausbildung der jüngeren Generation in Timbuktu ist daher evident. Das „Cybercafé“, ein öffentlich zugänglicher Arbeitsplatz mit fünf Computern, ist frequentierter Treffpunkt aller Bevölkerungsschichten zu allen Tageszeiten.
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