ANERKENNUNG
Ombres, espaces, silences
Gilles Gobeil
Ich wollte die Musik der frühen Polyfonie wieder aufgreifen (Ars Antiqua, Ars Nova, bis zum 14. Jahrhundert) und diese Welt der Intervalle und Zusammenklänge mit der viel breiteren Welt der Geräusche zusammenbringen. Diese Welt der Geräusche wäre also ihrerseits sozusagen der Rahmen für die Präsentation oder Beschwörung der ersten Momente der westlichen Musik. Die Welt der Geräusche sollte auch auf einem faszinierendem Phänomen der christlichen Geschichte beruhen: der Einsiedler- oder Anachoreten-Bewegung der ersten nachchristlichen Jahrhunderte. Diese Leute hatten freiwillig beschlossen, sich zu isolieren und mit der Gesellschaft ihrer Zeit zu brechen, da sie glaubten, die Antwort auf die Frage nach der Bestimmung des Menschen nur außerhalb derselben zu finden. Am äußersten Rand der profanen Welt wollten sie eine ideale, heilige Gesellschaft erschaffen. In etlichen Szenen möchte ich das erstaunliche Leben dieser Menschen wieder auferstehen lassen, ihren religiösen Eifer (den gleichen Eifer, aus dem die erste polyfone Musik geboren wurde), indem ich natürlich auch physische Orte heraufbeschwöre – die trockene und bedrohliche Wüste –, aber ebenso und vor allem ihre großartige spirituelle Vorstellungskraft.
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