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Prix2005
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
Ars Electronica Linz & ORF Oberösterreich
 


AUSZEICHNUNG
Life Support System – Vanda
Mateusz Herczka


Life Support Systems erforscht Ideen für die zukünftige Existenz lebender Organismen. Heute bieten spezialisierte Firmen eine primitive Form von Langlebigkeit an, indem sie Dokumentationen über eine Person digital archivieren und sie in attraktiven User-Interfaces organisieren, die von späteren Generation betrachtet werden können. In naher Zukunft – so wird vermutet – werden virtuelle Animatronics die Rolle dieser Archive übernehmen, also Persönlichkeiten, die auf der gesammelten Dokumentation aufbauen.

Der nächste Meilenstein wäre ein Scan des Gehirns, um direkt eine solche virtuelle Person zu schaffen, die im virtuellen Bereich selbst existiert – mit anderen Worten: der Upload einer Person. Das Projekt Life Support Systems versucht, genau diesen Meilenstein zu erreichen, und beginnt mit einem Organismus, der sowohl inspirierende Schönheit wie Einfachheit des Verhaltens bietet. Das Projekt dreht sich um den Versuch, die Verhaltenscharakteristiken der Vanda hybrida-Orchidee in den Speicher des Computers zu laden. Das Ergebnis ist ein virtueller Organismus, der unbegrenzt lange existieren kann und innerhalb des Mediums Computer durch Festplatten, Server, Netzwerke am Leben erhalten wird. Ein virtueller Organismus ist eine Datenstruktur, die auf den gegenwärtigen KI-Strukturen wie neuralen Netzwerken und verborgenen Markov-Modellen aufbaut. Nachdem das lebende Individuum abgekoppelt ist, wird sein virtuelles Gegenstück weiterhin Signale generieren, die die Muster des Originals imitieren.

Die virtuelle Vanda wird im 3D-Raum als selbstorganisierende Struktur visualisiert, die sich kontinuierlich an ihre veränderlichen Zustände anpasst. In regelmäßigen Intervallen wird die Struktur nach ihren derzeitigen Charakteristiken abgefragt, und der Output dieser Abfrage wird zur Produktion von Bild und/oder Ton verwendet.

Der virtuelle Organismus ist strukturell ganz anders aufgebaut als sein organischer Gegenpart, aber wenn er als einfacher selbstorganisierender Graf in 3D gezeigt wird, taucht doch das Gefühl einer organischen Präsenz auf. Muss ein Avatar genauso aussehen wie das, was er vertritt? Ein Teil der Forschungen für dieses Projekt beschäftigt sich damit, wie ein virtueller Organismus visualisiert werden kann, sodass seine inhärenten Eigenschaften (sein Charakter) sichtbar sind, ohne aber durch vorgefasste visuelle Ansichten zugekleistert zu werden. Man kann erwarten, dass eine virtuelle Existenz ganz andere visuelle/auditive Erfahrungen bedeutet als ein Leben außerhalb der Computers. So produziert beispielsweise Software zur wissenschaftlichen Visualisierung ja auch Bilder, die manchmal dem, was man von einem virtuellen Organismus erwartet, nicht unähnlich sind und doch ihren eigenen Charakter bewahren.