ANERKENNUNG
Spire Live in Geneva
Mike Harding, Touch
Das zweite Release in der Spire-Serie (siehe auch Spire, Organ works, past, present & future, Touch # Tone 20, 2004) ist mehr als nur ein Dokument von Spire Live, das als Teil von La Batie 2004 am 5. September desselben Jahres in der Kathedrale von St. Pierre in Genf stattfand. Kuratiert von Eric Liner von La Batie und von Mike Harding, spiegelt sich die Dynamik des Ereignisses, bei dem sich das Publikum zwischen drei getrennten Veranstaltungsorten innerhalb des Kathedralenbereichs bewegte, in den individuellen Aufnahmen wider: Philip Jack macht in der Krypta auf Heavy Metal; BJNilsen kommt in der Seitenkapelle ganz moody rüber, und Fennesz beruhigt und verführt an derselben Stelle.
All dies wird von Charles Matthews und Marcus Davidson an der Hauptorgel aufgebaut (vier computergesteuerte Sammelleitungen), die Zeit und Ort dominiert. Davidson spielt Goréckis außergewöhnliche Orgelkantate (bei der wirklich alle Register gezogen werden), die fugenlos in BJNilsens ultra-heavy Live-Orgel und Elektronik nebenan übergeht. Dies folgt auf Charles Matthews exzellenten Wiedergaben von Stücken von Jolivet und Alexandra, und insgesamt ergibt sich, was Thierry Charollais so ausdrückt: „Das Ereignis schien im scharfen Kontrast zur strengen und nüchternen Atmosphäre der Kathedrale provozierend und bilderstürmerisch zu sein. Obwohl manche der musikalischen Stücke gewagt waren, konzentrierte sich die Musik vorwiegend auf Spiritualität. Sie generierte eine andere Wahrnehmung der Orgelstücke und veränderte so auch unsere Wahrnehmung der Kathedrale selbst und machte so das Ereignis wirklich aussergewöhnlich.“
Abschließend überwältigte Fennesz uns mit purem Klang: Sein Stück evozierte die Jahrhunderte in all ihrem Schmerz und ihrer Schönheit und ließ uns gleichzeitig beruhigt und energiegeladen zurück, ohne uns je die Last der Zeit spüren zu lassen. (Mike Harding)
|