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Prix2006
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
Ars Electronica Linz & ORF Oberösterreich
 


AUSZEICHNUNG
Kein Platz für Gerold
Daniel Nocke, Studio FILM BILDER


Nachdem Authentizität immer mehr zum Schlagwort des anspruchsvollen Realfilms geworden ist, zieht nun auch der Trickfilm nach und treibt die inszenierte Wirklichkeit auf die Spitze. Der Film wirkt wie mit wackeliger Handkamera gefilmt: Das Licht ist „natürlich“, die Schauspieler agieren absolut realistisch. Es hat in den letzten Jahren viele Versuche gegeben, Realfilme in Szene zu setzen, die wie Dokumentarfilme aussehen. Der Animationsfilm, der Bild für Bild künstlich erzeugt wird, ist noch weiter vom Dokumentarfilm entfernt und um so mehr geeignet, ein Spiel mit künstlich hergestellter „Wirklichkeit“ zu treiben.

Inhaltlich geht es daher um eine unspektakuläre Alltagsbeobachtung. Wie zufällig befindet sich die Handkamera in einer Tier-WG und beobachtet eine Szene, wie sie sich täglich tausendfach zwischen Nashörnern, Krokodilen, Gnus und Nilpferden in deutschen Küchen abspielt. Geknetete Tierköpfe bilden die Vorlagen für die digitalisierten Charakterköpfe der Protagonisten. Aus gezeichneten Model-Sheets werden mit realistischen Texturen überzogene und für die Animation mit einem Skelett-System versehene Computerfiguren.

Die Geschichte folgt konsequent der Prämisse der Einheit von Ort und Zeit. Einziger Schauplatz ist die Küche der Wohngemeinschaft. Authentizität ist auch hier das wichtigste Ziel der Gestaltung. Die WG-Küche soll aussehen wie im realen Leben. Typisch ist das Fehlen von Design; insofern geht es um die Gestaltung des Nicht-Gestalteten. Auch das Licht ist natürlich und nicht ästhetisch. Die gesamte Bildgestaltung lebt vom Zufall – wie bei den meisten Amateurfilmen auch.

Mimik und Gestik der Figuren sind weniger expressiv und übertrieben als im Trickfilm üblich. Die Tiere sollen sich eher bewegen wie reale Menschen. Es geht also um die kleinen, subtilen Bewegungen. Das Subtile ist eine Stärke der Computeranimation im Gegensatz zu anderen Animationstechniken, obwohl diese Stärke noch selten eingesetzt wird. Die lebensnahe Wirkung der Animation wird unterstützt durch die Kameraarbeit. Die virtuelle Kamera wackelt wie in der Hand des Videofilmers. Sie zoomt und schwenkt unkontrolliert und reagiert oft etwas zu spät auf die Aktionen.