Das Projekt canal*ACCESSIBLE gibt Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit, mittels Multimedia-Messages (MMS) im Internet einen virtuellen Stadtplan von Barcelona zu erstellen, in dem jene Punkte der Stadt eingezeichnet sind, die für körperbehinderte Menschen unzugänglich sind. Eine Gruppe von 40 Personen mit unterschiedlichen körperlichen Behinderungen setzt Mobiltelefone ein, um Hindernisse, mit denen sie in Barcelona konfrontiert sind, zu fotografieren und diese Bilder direkt an die Webseite des Projekts zu schicken. So können sich diskriminierte Gruppen Gehör und Präsenz im Internet verschaffen. Mit Hilfe mobiler Kommunikationstechnologien können diese Gruppen ihre Anliegen direkt im Internet publik machen, unabhängig von den vorherrschenden Massenmedien, die meist ihre Sicht der Dinge vermitteln. Hier kommen die Betroffenen selbst zu Wort und können ihre Erwartungen formulieren. Am Anfang ist es diesen Gruppen schwer gefallen, ihre Anliegen vorzubringen und Inhalte zu formulieren, da sie nicht daran gewöhnt waren, dass man ihnen zuhört. Nach und nach hat aber jede dieser Gruppen begonnen, sich mit jenen Themenbereichen auseinanderzusetzen, von denen sie am meisten betroffen waren.

In regelmäßig stattfindenden Treffen wurden dann einstimmig Programme festgelegt, und die Betroffenen fanden sich in einzelnen Redaktionsgruppen zusammen, in denen die für die jeweilige Gruppe spezifischen Anliegen formuliert und veröffentlicht wurden. Oft wurden diese Beiträge auch zu einem Spiegelbid der sie umgebenden Gesellschaft. Das Projekt musste immer wieder den spezifischen Kommunikationsbedürfnissen der einzelnen Gruppen angepasst werden, z. B. musste bei canal*ACCESSIBLE das Programm so adaptiert werden, dass zu jedem Hinweis über eine Behinderungen auch der jeweilige lokale Plan integriert werden konnte. Es werden aber auch die bestehenden Programme analysiert und über neu zu schaffende Programme abgestimmt. Ein Beispiel dafür ist canal*SI, in dem die Teilnehmer des Projekts von positiven, behindertengerechten Zugängen berichten können. Seit Ende Dezember 2005 wurden so 3578 bauliche Hindernisse oder andere Zugangsbehinderungen in unterschiedliche Kategorien eingeteilt, dokumentiert und im Internet publiziert: Stufen, Treppen, Gehsteige, Transport, WC, mangelnder Bürgersinn, und Fälle von nicht behindertengerechter Adaptierung. Jeder an die Webseite gesendete Fall ist geo-spezifisch, d. h. jedes Bild erscheint an der entsprechenden Stelle des Stadtplans gemeinsam mit dem gesprochenen oder schriftlichen Kommentar.

Dank der großen Reichweite in den traditionellen Kommunikationsmedien und im Internet ist es einerseits gelungen, Menschen mit körperlichen Behinderungen zu mobilisieren und andererseits die Sensibilität in der öffentlichen Meinung zu steigern. Die Stadtregierung von Barcelona verfügt mit diesem Projekt über direkte Informationen von Betroffenen und kann so die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Stadt für alle Menschen zugänglich zu machen.

Concept and head of project: Antoni Abad, Programming: Eugenio Tisselli, Organization: Mery Cuesta, Organizational assistance: Pilar Cruz, Iban Calzada