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Prix2007
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
Ars Electronica Linz & ORF Oberösterreich
 


GOLDENE NICA
Reverse-Simulation Music
Masahiro Miwa


Eine Definition der Reverse-Simulation Music auf der Basis dreier musikalischer Überlegungen

„Reverse-Simulation Music“ ist ein allgemeiner Begriff für spezifische Phänomene, darunter akustische Ereignisse, die aus menschlichen Handlungen entstehen, zu deren Hauptcharakteristiken gehört, dass wir aus der „iterativen Berechnung“ menschlicher Aktivität ganze Sequenzen erhalten können.

Man kann sie sich als jene Art von Musik vorstellen, wie sie alte oder primitive Völker einst praktiziert haben mögen, und bezeichnet sie deshalb auch als „Musik, die hätte sein können“. Gleichzeitig ist es aber eine neue, experimentelle Form von Musik, die hauptsächlich aus der Untersuchung von auf Computersimulationen basierenden Versuchen entsteht, und viele in bestehenden sozialen Strukturen übliche Unterscheidungen zwischen z. B. Performer, Komponist und Publikum treffen nicht auf sie zu.

Dazu kommt, dass in der konventionellen Musik die zugrunde liegenden Regeln und Ursprünge des Klangs häufig hinter irgendwelchen Begriffen von Sensibilität und Spiritualität versteckt werden, während Reverse-Simulation Music versucht, diese Facetten durch eine „regelbasierte Entstehung“ sichtbar zu machen. Dementsprechend definiert sie sich auch, gemeinsam mit zwei anderen musikalischen Faktoren: Interpretation und Benennung. Dieses definitive Konzept samt seinen drei musikalischen Aspekten kann allgemein auf andere musikalische Stile angewendet werden und stellt eine neue konzeptuelle Art der Betrachtung der Musik der gesamten Menschheit dar.

Dieses Experiment ist der Versuch, unsere Vorstellungen von Computersimulation zu verändern, in der eine Vielzahl natürlicher Phänomene im Computer entsprechend der Gesetze der Physik reproduziert werden. Die Bezeichnung „Reverse-Simulation“-Musik wurde deswegen gewählt, weil diese Musik in der natürlichen Welt Phänomene auf der Basis von bestimmten Regeln reproduziert, die in einem Computerraum untersucht wurden. Und die Umsetzung einer „Musik, die hätte sein können“ – das heißt, einer Musik, die es höchstwahrscheinlich nie gegeben hat – in der realen Welt ist auch ein integraler Bestandteil dieses Experiments.

(aus dem Email-Bulletin METHOD, No. 20, 1. März 2003)

Supported by: Sendai Mediatheque, Yamaguchi Center for Arts and Media, Kanagawa Arts Foundation, Suntory Music Foundation