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Prix2007
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
Ars Electronica Linz & ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
Latent Figure Protocol
Paul Vanouse


Latent Figure Protocol (LFP) ist eine Medieninstallation, die mithilfe von DNA-Proben figurative Bilder erzeugt. Die Installation besteht aus einem live durchgeführten naturwissenschaftlichen Experiment, dessen Ergebnis auf Video aufgenommen und dann für die Dauer der Ausstellung wiedergegeben wird. Mit Reaktionsgel und elektrischem Strom werden Bilder generiert, die in Zusammenhang mit den verwendeten DNA-Proben stehen. Im ersten Experiment wird aus der DNA eines industriell produzierten Organismus (eines Plasmids namens „pET-11a“) ein Copyright-Zeichen gewonnen, das ethische Fragen über den sich verändernden Status organischen Lebens und das Eigentum an lebenden Organismen aufwirft. Künftige Beispiele des LFP werden auch die DNA anderer Organismen verwenden und andere Bilder erzeugen.

Der DNA-Fingerabdruck wird von Laien oft fälschlich für ein singuläres Erkennungsmerkmal gehalten. Tatsächlich aber können zur Segmentierung der DNA Hunderte von verschiedenen Enzymen, Primern und Molekularsonden herangezogen werden. Die so erzeugten Bandmuster sagen genauso viel über das verwendete Enzym, den Primer oder die Sonde aus wie über das Subjekt, das sie angeblich reproduzieren. Ich will damit sagen: Der DNA-Fingerabdruck ist ein kulturelles Konstrukt, das viel zu häufig als natürlich dargestellt wird.

An biochemischen Techniken setzt das LFP die Restriktionsverdauung von DNA mit anschließender Elektrophorese ein. Die Bildgebung beruht auf dem Wissen, wie groß die DNA-Stücke sein müssen, damit sich ein Band in der richtigen Geschwindigkeit bewegt, um das entsprechende Bild zu formen, und welche Enzymkombinationen man benötigt, um die DNS in Stücke dieser Größe zu schneiden. Ermöglicht wird dies durch ein eigens entwickeltes Simulationsprogramm. Das LFP ist im Grunde genommen auf den Kopf gestellte Molekularbiologie.