AUSZEICHNUNG
micro.flow
Julius Popp
Als Abbildung eines Problems - des Problems menschlicher Intelligenz im Rahmen eines sinnlosen robotischen Systems - beschreibt micro.flow, wie unser Hirn mit Information und deren Wahrnehmung umgeht. Die Arbeit entfaltet sowohl das Problem des sensomotorischen Systems als auch seiner Fähigkeit, eine Beziehung oder ein grafisches Symbol herzustellen.
micro.flow kann trotz seines beschränkten Outputs - dem Pumpen zweier sich nicht mischender Flüssigkeiten - und obwohl es nichts über seine Konfiguration weiß, die eigenen Aktionen mittels einer Kamera (dem eigenen Auge) beobachten und daraus lernen. So gelangt es schließlich zu einem Verständnis seines eigenen Körpers und Verhaltens.
Die Bestandteile von micro.flow sind eine Maschine, ein unsystematisch, zufällig angeordneter Schlauch, eine Kamera und ein Computergehirn. Die Maschine hat die Aufgabe, nacheinander eine sich nicht mischende farblose und eine farbige Flüssigkeit in den durchsichtigen Schlauch zu pumpen, was den ganzen Prozess in Gang setzt und in dem Schlauch eine vollkommen beliebige und unvorhersehbare Sequenz farbloser und farbiger Sektoren entstehen lässt. Am Anfang weiß das System nichts über den eigenen Körper; es kann nur die ihm zugewiesene Aufgabe ausführen und den Prozess mit der Kamera (seinem Auge) beobachten.
Die Bewegung der Videokamera verfolgt den Weg der Flüssigkeiten, und so sollte die Maschine allmählich ein Wissen über die Verteilung der Flüssigkeiten im Schlauch gewinnen. Da sie jeder ihrer Aktionen einen Wert zuweist, sollte sie in Form abstrakter Daten zu einem Verständnis des Prozesses selbst gelangen. Sie versucht, sich Muster "vorzustellen", die in die Matrix des Schlauchs eingeschrieben werden sollten, und dann diese Muster zu erzeugen, indem sie die Flüssigkeiten in einer "bewussten" Reihenfolge einpumpt. Sobald sie dann ihr eigenes "vorgestelltes" Muster in dem Schlauch erkennt, wird sie es als Zeichen verwenden.
Dieses abstrakte Zeichen wird dann an ein zweites, ganz gleich gebautes System geschickt. Nur der Schlauch ist anders angeordnet, allerdings wiederum völlig zufällig. Dieses Zwillingssystem versucht, die an es übertragene Information in das gleiche Bild zu übersetzen, wobei es aber sein kann, dass die beiden Matrizen kaum etwas miteinander gemein haben. Ganz offensichtlich sind Reproduktion, Verhandlung und Kommunikation nur auf einer gemeinsamen Grundlage möglich. In diesem Kommunikations-/Verhandlungsprozess können die beiden Maschinen nur auf der Basis einer gemeinsamen Matrix oder eines gemeinsamen Territoriums übereinstimmen oder kommunizieren.
|