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Prix2008
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
Ars Electronica Linz & ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
Totemobile
Chico MacMurtrie


Totemobile ist eine robotische Skulptur, die auf den ersten Blick wie eine lebensgroße Replik einer Kulturikone aussieht: des 1965er Citroen DS. In der Performance wird diese vertraute Gestalt in einer Reihe verschiedener Abstraktionsschritte visuell gesprengt, zerlegt und zu seiner Endform weiterentwickelt: einem 18 Meter hohen organischen Totempfahl. Bei Erreichen seiner vollen Höhe erstrahlt das Werk vor Helligkeit und erblüht in Form mehrerer organisch inspirierter aufblasbarer Skulpturen, die an die Endreifung eines gewaltigen biologischen Organismus erinnern.

Beim Zerlegen der vertrauten Form in ihre geometrischen Einzelteile wird jeder neue Teil zu einer organischeren Version des Originalteils, so dass sie ihren zerfallenden Körper letztlich dazu hergibt, das Leben des in ihm enthaltenen neuen Organismus zu nähren. Das Moment der natürlichen Transzendenz bei diesem Auto liegt in seinen Airbags: Indem sie seinen unerbittlichen synthetischen Körper vor uns schützen und distanzieren, stellen diese aufblasbaren Teile einen direkten Berührungspunkt mit der Empfindlichkeit des Biologischen dar. Dieser Berührungspunkt bildet den Spalt, in dem sich der Keim der biologischen Aspirationen des unverwüstlichen Autos einnistet. Der Citroën wird zum fruchtbaren Boden, den dieser wachsende aufblasbare Samen heimlich aufzehrt und für seine eigenen Belange einspannt - den neu aufblühenden Körper, der, wo immer es zur Lebensfähigkeit seines neu gefundenen Skeletts beiträgt, die praktische, utilitäre Form des Citroën aufgibt, seine alltägliche Dienstbarkeit hinter sich lässt und sich streckt und dehnt, um die in seiner ursprünglichen Architektur subtil angelegte organische Schönheit und Flexibilität zu entfalten. Die Form des Totempfahls ist von Haus aus narrativ. Mit dem Sich-Aufrichten der Skulptur entfaltet sich eine Fülle von Erzählungen. Beim Aufeinanderprallen, Aushandeln und Erzielen von Kompromissen zwischen seinen organischen und anorganischen Aspekten werden Erzählungen von Entropie, Herrschaft, Transformation, Sterblichkeit und vom Wesen der Stärke freigesetzt.