AUSZEICHNUNG
Snack and Drink
Bob Sabiston
"Snack and Drink" von Bob Sabiston und Tommy Palotta erzählt die Geschichte des 13jährigen Texaners Ryan Power, der an Autismus leidet. Eingesetzt wurde dabei eine speziell entwickelte Technik, die es erlaubt, Videobilder Frame für Frame zu bearbeiten. So entsteht ein ungewöhnlicher Cartoonstil. Ausgangsmaterial ist ein Interview, das die beiden Filmemacher mit Ryan auf Wunsch der Mutter mit dem 13-Jährigen auf dem Weg zu einem Imbissladen führten. Ryan liebt Cartoons über alles. So dachte seine Mutter, es könnte eine höchst positive Wirkung auf ihn haben, sich selbst als "Cartoon" zu sehen.
Snack and Drink ist der jüngste einer Serie von animierten Dokumentar-Kurzfilmen von Flat Black Films. Der Film beschäftigt sich mit dem 13jährigen, 1.80 m großen Ryan Power, der in Austin, Texas, lebt. Ryan leidet an Autismus - einer "Absorption in eine sich um sich selbst drehende, subjektiv geistige Aktivität, besonders wenn sie von ausgeprägtem Rückzug aus der Realität begleitet wird". Bob Sabiston und Tommy Pallotta folgen Ryan zu einem nahegelegenen Laden, um "einen Snack und einen Drink" einzukaufen. Auf dem Weg erzählt Ryan von der Faszination, die sechs Zeichentrickfilme auf ihn ausüben, darunter auch Feivel der Mauswanderer.
Ryan hat sich als besonders geeignet für unsere Animationstechnik erwiesen. Die traumgleiche und zersplitterte Qualität unserer Bilder paßt sehr gut zum Thema seines Dialogs. Ryan ist ein bemerkenswertes und sehr einnehmendes Kind - wir sind froh, seine Bekanntschaft gemacht und ihn gefilmt zu haben. Seine Mutter hat uns zum Interview eingeladen - sie hatte uns berichtet, ihr Sohn sei Autist und von Zeichentrickfilmen völlig besessen. Sie glaubte, daß es einen tiefen Eindruck auf ihn machen würde, sich selbst in einer Animation zu sehen. Eines Nachmittags im Dezember 1998 fuhren wir also zu Ryans Haus, um ihn zu besuchen. Zuerst wollte er sich nicht interviewen lassen - zwei Fremde mit einer Kamera machten ihn offensichtlich nervös. Er verschwand eine Weile ins Hinterhaus, und wir unterhielten uns mit seiner Mutter und seiner Schwester. Irgendwann tauchte er wieder auf und gab bekannt, er werde zu "7 - 11" gehen, einem Lebensmittelladen gleich um die Ecke. Wir fragten, ob wir ihn begleiten dürften, und er sagte, es sei ok. Die Situation hatte sich spontan ergeben und paßte dennoch perfekt zu unseren Wünschen, außerdem schien sie Ryan hinreichend zu entspannen, so daß er ausführlich mit uns sprach.
Vor einigen Tagen habe ich das fertige Band bei seiner Mutter vorbeigebracht - Ryan ist inzwischen wieder in El Paso. Er hat Snack and Drink noch nicht gesehen, aber wir sind alle gespannt darauf, von seiner Reaktion auf den Film zu hören. Snack and Drink ist Teil eines größeren Software/Kunst-Projekts. Flat Black Films entwickelt eine Animationsmethode, die den einzelnen Künstler so sehr respektiert wie möglich. Gleichzeitig entwickeln wir Software-Werkzeuge, die es dem Künstler ermöglichen, sich auf neue Weise auszudrücken. Die Werke, die sich daraus ergeben, daß wir Künst ler mit diesen neuen Werkzeugen bekannt machen, sind stets von besonderer Frische - sie leben von der Herausforderung, die ästhetische Sensibilität diesen neuen Werkzeugen anzupassen. Viele Fehler werden in der fertigen Arbeit belassen, denn sie zeigen den Lernprozeß am Werk selbst und tragen letztlich zur Stärke des Stückes bei.
|