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Prix2000
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


GOLDENE NICA
Maly Milos
Jakub Pistecky


"Maly Milos" von Jakub Pistecky ist ein stilistisch hervorragendes und ironisches Stück mit einer gut erzählten, wunderbaren Geschichte. Besonders bemerkenswert erschien dabei die erfolgreiche Umsetzung des "traditionellen" osteuropäischen Animationsstils im Medium Computer.

"Maly Milos"("Kleiner Milosch“) ist eine poetisch erzählte Fabel über ein unterwürfiges Männchen namens Milosch, seine grausame Frau Babka und seine freundliche Ziege. Milosch ist ein freundlicher, aber schüchterner Mann, der sich mit einer Ziege anfreundet, die ihn letztendlich vor der Bosheit Babkas rettet.

"Maly Milos" ist die Abschlussarbeit von Jakub Pistecky und wurde am Emily Carr Institute of Art and Design in Vancouver, Kanada, produziert. Es handelt sich um eine computeranimierte Geschichte, erzählt in traditionellem Stil, mit allen Elementen eines Klassikers. Pistecky versteht sein Handwerk gut, er beherrscht die Computergrafik ebenso, wie er ein Talent zum Geschichtenerzählen hat. Der Betrachter erhält ausgiebig Gelegenheit, die einzelnen Charaktere zu studieren und der Erzählung in Versform zu folgen. Von Beginn an zeigt sich die Qualität dieser Arbeit: Das feine Detail, die Schärfe der Farben lassen an eine traditionelle Trickfilmarbeit denken. Ein erfrischender sanfter Touch in Beleuchtung und in der Auszeichnung der Konturen verstärkt den Eindruck von Tiefe und aktiver Bewegung im gesamten Kurzfilm, und nicht zuletzt erfasst auch die Musik (für Violine, Akkordeon und Schlagzeug) die Essenz des Films.

"Maly Milos"wurde im Juni 1999 nach rund achteinhalbmonatiger Produktionszeit fertig gestellt. Der Kurzfilm erinnert an jene tschechischen Geschichten, die Pistecky in seiner Jugend so beeindruckt haben. Das Werk bemüht sich erfolgreich, an die Puppentrickfilme anzuknüpfen, für die sein Heimatland so berühmt ist. Die Erzählung dreht das übliche Rollenschema um und wirft einen Blick auf die Grausamkeit und die Angst, die innerhalb einer Beziehung bestehen können. Die in diesem Werk eingesetzten Techniken sind eine Kombination aus traditionellen und Computer-Techniken. Es ging dabei auch darum, jenes "kalte" Gefühl zu vermeiden, das computergenerierten Filmen zumeist anhaftet. Computeranimation bedient Anforderungen nach geraden Linien, perfekten Bögen und glatten Bewegungen recht gut, aber dies bringt ein immer etwas unnatürliches Aussehen mit sich, wenn damit die Wirklichkeit dargestellt werden soll. In Maly Milos wurden all diese Formen und Bewegungen soweit wie möglich vermieden, Unregelmäßigkeiten und Asymmetrie wurden möglichst verstärkt. Auch alle Texturen entstanden auf traditionelle Weise mit Materialien wie Acrylfarben und Zeichenkohle. Der Computer wurde dann eingesetzt, um Elemente wie Farbe und Textur zu verzerren und zu orchestrieren. Szenerie und Charaktere wurden mit Hilfe von 3D-Studio Max V2.0 von Discreet Logic modelliert und animiert.

Pisteckys Auswahl der Darsteller erwies sich als perfekt. Jitka Svestkova sprach die Stimme der Babka. Svestkova ist eine ruhige und eher schüchterne Dame, die auf Nikotinentzug gesetzt werden musste, um ein frustrierter und angsterfüllter klingendes Ergebnis zu erzielen. Ihre volle modulationsreiche Stimme mit dem deutlichen tschechischen Akzent erwies sich als genau passend und trug viel dazu bei, die Persönlichkeit der Babka zu formen. Schwieriger war es, eine Sprechstimme für den Erzähler zu finden. Nach mehreren erfolglosen Castings entdeckte Pistecky seinen Erzähler, den talentierten lokalen Schauspieler Alex Williams, in den dunklen Gängen des Emily-Carr-Instituts. Seinen Violinspieler fand Pistecky auf einem lokalen Markt – der wortkarge Russe David Rabinovich spielte vor einer überwältigten Zuhörermenge. Seine Liebe und sein Verständnis der Violine waren offensichtlich – Pistecky wusste von Anfang an, dass er für diesen Film ideal sein würde.
Der Filmtitel "Maly Milos" verwendet die tschechische Schreibweise ganz bewusst an Stelle der englischen: Die Alliteration weist bereits auf den Stil der Erzählung hin, die Buchstabenkombination ist optisch ansprechender und letztlich reflektiert der tschechische Titel auch Pisteckys Inspirationsquelle.

"Maly Milos" wurde bei über einem Dutzend internationaler Festivals gezeigt und hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter: Bester Kanadischer Film beim The Student Animation Festival (Ottawa); Bester Kurzfilm aus British Columbia beim Victoria Independent Film and Video Festival (Victoria, B.C.), Zweiter beim Best Computer Animation Award des Vancouver Effects and Animation Festival (Vancouver), um nur einige zu nennen. Die von den Kritikern akklamierte Website hat die Exklusivrechte für eine weltweite Verbreitung übers Internet erworben.