www.aec.at  
 
 
 

Back to:
vorherige Seite

Prix2000
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


AUSZEICHNUNG
Fight Club
BUF


Sex-Sequenz (fünf Einstellungen)
Diese Sequenz zeigt uns das geistige Bild, das Jack (Edward Norton) sich von dem sich im Bett umschlungen haltenden Paar macht. Der Regisseur David Fincher wollte, dass die Handlung in einer flüssigen Bewegung ablaufen und die Schauspieler nur vage erkennbar sein sollten. Dies war technisch anspruchsvoll, weil wir Kamerabewegungen rund um das Paar – Helena Bonham Carter und Brad Pitt – nachempfinden mussten. Die von BUF für diese Sequenz entwickelte innovative Technik erlaubt es, die Bewegung der Kamera unendlich fein zu steuern und Bildausschnitte, Tiefenschärfe und Verwischungs-/Bewegungseffekte völlig frei von physikalischen Einschränkungen festzulegen.
Um Fincher von der Machbarkeit zu überzeugen, wurden zwei Testeinstellungen konstruiert. Wegen der Enge des Aufnahmeorts dieser Szene war es unmöglich, direkt vor Ort zu filmen. Das Bett und das Paar wurden deshalb im Studio aufgenommen, wo eine bequeme Installation aller Lichter und Kameras möglich war. Dann wurde der gesamte umgebende Raum auf der Basis einer genauen Vermaßung in 3D nachgebildet. Mit Hilfe von Standfotos konnten alle Texturen des Raums auf die 3D-Geometrie abgebildet werden. Der virtuelle 3D-Raum erlaubte dem Regisseur, Kamerabewegungen im Raum einzusetzen, die sich leicht von den Einstellungen auf das Paar unterscheiden, was den Schwindeleffekt verstärkt.
Während der Filmaufnahmen wurde die Synchronizität der Kameras genau überwacht, was die Synchronisation von zwei Kameragruppen erforderte. Ausgehend von einem Animatic-Modell (Regie: Fincher, Ausführung Pixel Liberation Front) legte BUF dann die idealen Kamerapositionen fest.



Ofen (fünf Einstellungen)
Diese Sequenz zeigt den geistigen Weg, dem Jack folgt, als er sich die Beziehung zwischen dem undichten Gasbrenner und dem Zündfunken des Kompressors am Kühlschank vorstellt, der die Explosion der Küche auslöst. Für diese Sequenz wollte Fincher eine Kamerabewegung in der Küche, die keinen Beschränkungen hinsichtlich Raum, Geschwindigkeit, Gewicht oder Größe unterliegen sollte. Dies ließ sich nicht über eine Miniatur erreichen, deshalb war der einzige gangbare Weg die Computergrafik.
Die Küche wurde in 3D modelliert und anhand von Referenzfotos des Sets mit Texturen versehen. Mit Hilfe von 35-mm-Aufnahmen der Küche unter unterschiedlichsten Lichteinstellungen konnte die Küchenbeleuchtung nachgebildet werden. Wegen der Vielzahl der reflektierenden Elemente und der räumlichen Enge in dieser Einstellung wurden zahlreiche Elemente der Szene, die ihre Umgebung in 3D reflektieren, nachbeleuchtet, sodass sie sich nahtlos in die Gesamtszene einfügten.



Tilt Down
(Kombination aus fünf Einstellungen)

Die Tilt-Down-Szene zeigt eine weitere von Jacks Gedankenfolgen, diesmal die Fantasien über Sprengstoff, der an unterschiedlichen Orten angebracht ist. Fincher wollte diesen Gedankengang und seine animierte Wiedergabe besonders schnell und direkt
darstellen. Deswegen fährt auch die 3D-Kamera ohne Widerstand durch Mauerwerk und Beton. Die gesamte Sequenz entstand durch Projektion und Abbildung von Fotografien auf eine 3D-Geometrie.



Bomben (zwei Einstellungen)
Wie die Tilt-Down-Szene zeigen auch diese Einstellung die Vorstellungswelt des Hauptdarstellers. Hier wurde die gleiche Technik wie für die Tilt-Down-Szene verwendet. Um diese Einstellung ohne 3D-Animation zu machen, wäre es erforderlich gewesen, eine Bombe mit eingebauter Kamera zu konstruieren. Mit Hilfe von nur 20 Fotografien konnten wir die für eine Modellierung der Bombe in 3D erforderlichen Texturen erzeugen. Dies wiederum gab den Animatoren und dem Regisseur große Freiheit – da die virtuelle Kamera weder Gewicht noch Größe hat, konnten wir jeder beliebigen Flugbahn folgen und jede Kamerabewegung schaffen, die Fincher wollte.



Papierkorb (eine Einstellung)

Diese Aufnahme zeigt Jacks geistigen Weg durch eine Rückwärtsfahrt der Kamera vom Grund des Papierkorbs nach oben. Fincher definierte ein sehr präzises Modell des Mülleimers und seines Inhalts. Die Bühnenausstatter des Films bauten daraufhin einen entsprechenden Papierkorb samt Inhalt, wobei der Müll fest war und nach Bedarf zerlegt und zusammengebaut werden konnte. Dies wiederum erlaubte es BUF, die notwendigen 35-mm-Referenzfotografien des Papierkorbs samt Müll stückweise aufzunehmen.


###

Eine Auszeichnung (ATS 50.000) erhält BUF-Compagnie für "Fight Club".