www.aec.at  
 
 
 

Back to:
vorherige Seite

Prix2000
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


AUSZEICHNUNG
Minidisc
Gescom


Eine Auszeichnung erhält Gescom, das enlgische Trio der Produzenten Rob Brown und Sean Booth und dem Designer / Künstler Russell Haswell, für "Minidisc". Zum ersten, weil es innovativ ist - Minidisc ist die erste unabhängige Produktion, die ausschließlich auf Minidisc erscheint. Der zweite entscheidende Faktor ist, dass GESCOM das Alter Ego von Booth und Brown ist, die zusammen als das immens einflussreiche Duo Autechre aufnehmen, das mit seiner nicht-linearen Programmierung und extremen digitalen Signalverarbeitung ganz wesentliche Impulse für jene Post-Techno-Welt des Glitch ung Microssound gegben hat, die wir jetzt bewohnen.

Nach mehreren kürzeren Releases ist minidisc Gescoms einziges Release in voller Länge. Es feiert und kritisiert das Format zu gleicher Zeit, sowohl hinsichtlich seiner Ästhetik wie der technischen und mathematischen Beschränkungen, die es seinen Usern auferlegt.



Kritiken



„Natürlich ist Minidisc ein weiterer Versuch, den digitalen Musikmarkt auszubeuten, nach CD, DAT, DCC, und natürlich hat es einiges an Schnickschnack mitbekommen: Man kann viel mehr Track-Nummern auf einer Scheibe haben, es lässt sich leichter im Loop-Modus fahren und man kann leichter Information mischen. Deshalb frage ich mich, ob viele der Besitzer eines Minidisc-Players den tatsächlich an die Heim-Stereoanlage angehängt oder ob sie ihn nicht eher zu den Platten für die DJ-Session heute abend gepackt haben ... Jedenfalls ist dies die erste unabhängige Produktion ausschließlich auf Minidisc (und ich bin sicher, dass es bald auf CDR umkopiert wird von all denen, die das Format für reine Geldverschwendung halten) [Richtig, Frank! – M.P.], und sie ist nicht handkopiert, sondern Fabrikware. Wie wir alle wissen, ist Gescom ein Alter Ego der sehr intelligenten Technoiden von Autechre [meinen Favoriten auf diesem Gebiet]. Bisher habe ich das eine oder andere Stück gehört und eine tanzbare 12“, aber dies hier ganz was anderes. Die 88 Tracks sind ziemlich kurz und sehr geräuschvoll. Manchmal erinnern sie an etwas, das ein Beat sein könnte – aber eben nur manchmal. Wer sich vor Augen hält, dass dies bei OR herausgekommen ist, ist nicht erstaunt, dass es wie Farmers Manual klingt oder wie Pita – der Wiener Missbraucher digitaler Medien. Natürlich habe ich versucht, einige Tracks als Schleife laufen zu lassen (die Minidisc ist dafür besser geeignet als die CD) – und es hat gut geklappt. Ohne Zweifel wird diese Minidisc allen abenteuerlustigen DJs gefallen [ich bin keiner], und Raubkopien auf CDR werden für den Hausgebrauch entstehen [Wiederrichtig, Frank! – M.P.]. Wem die Shuffle-Modi früherer CDs von JosSmolders, Farmers Manual oder Otomo Yoshide gefallen haben, der hat hier eine weitere Schatzkiste an Klängen gefunden.“
Vital (Niederlande)



„Autechre, die dieses Mal als GESCOM auftreten, haben dieses Monat ein zweites Album herausgebracht, und das ist zweifellos das Bessere der beiden. Da es nur auf Minidisc erhältlich ist, werden Sammler von Autechre/Gescom wohl für einen Minidisc-Player in die Tasche greifen müssen, wenn sie es hören wollen. Gescom ist sich der „Wow-Faktoren“ der Minidisc wohl bewusst – etwa dass der Titel beim Abspielen eines Tracks über das LCD-Panel läuft. Was folgt als nächstes? Etwa ein im Takt des Textes mithüpfender Ball? –, aber sie haben auch untersucht, wie die digitale Informations-Kompression der Minidisc sich auf den Klang auswirkt. Man braucht aber von der Psychoakustik des Dings nichts zu verstehen, um es zu genießen. Wenn auch einige der 48 Tracks (die über 88 Cue-Points verteilt sind) wenig mehr als Ersatzteile aus dem Werkzeugkoffer von Autechre sind, so gehören Teile der Mindisc zum besten, was sie je gemacht haben: Die Blue-Hour-Meditationen von Shoegazer und Dan Dan Dan; die kompakten Perforationen von Is We und Vermin; die sich umschlaggleich faltenden und doch zuckerigen Verdrehungen von Wab Wat und Squashed to Pureness. Mit ihrer permanent faszinierenden Bandbreite von Effekten, Bearbeitungen und Umformungen stellen Gescom einen Fuß in die Tür des Königreichs solcher Studio-Alchemisten wie Coil oder Luc Ferrari.“
The Wire (Großbritannien)