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Prix2000
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


AUSZEICHNUNG
Outside the Circle of Fire
Chris Watson


Die Auszeichnung geht an den Aufnahmekünstler Chris Watson für seine CD Ouside the Circle of Fire. Die Jury anerkannte, wie Watson über Funk übertragene Audio-Events sozusagen von hinten zu einer elektroakustischen Komposition wurden - indem sie höchst präzise und frei von Fremdeinflüssen per Mikrofon aufgenommen wurden und nicht durch elektronische Bearbeitung entstanden sind.

Der französische Konzeptkünstler Marcel Duchamp hat einst vorhergesagt, dass der Künstler der Zukunft auf das hinweisen würde, was bereits existiert, und dass es dadurch Kunst würde. Viele Klangkünstler haben einen ähnlichen philosophischen Ansatz gewählt, indem sie gefundene Klänge verwenden, plagiieren und Medien manipulieren. Chris Watson, früher Mitglied des Hafler Trio und bei Cabaret Voltaire, geht einen anderen Weg zu seiner Ästhetik: Er zieht es vor, die Welt um uns selbst sprechen zu lassen.
Stepping ist eine engagierte Sammlung von Vor-Ort-Aufnahmen an exotischen Orten, wo Watson Ton für mehrere Dokumentationen aufgenommen hat. Er bringt eine reichhaltige Sammlung an verschiedenen Umgebungen mit, von Fliegen nahe dem Mara-Fluss in Kenia über nistende Saatkrähen auf einem alten Friedhof bis hin zu fischenden Fledermäusen in Venezuela.
Tiere und die Elemente haben auf der ganzen Disk die tragenden Rollen inne. Es erscheint fast seltsam, überhaupt einen menschlichen Namen auf dem Umschlag zu sehen. Watson hat sich klugerweise entschlossen, die Klänge roh und realistisch zu lassen, und bringt uns damit so nahe an eine Reise um die Welt, wie das nur möglich ist. Setzt eure Ohren ein und gleitet dahin!
Joseph Cross, Wired (Großbritannien)



Watsons Lead-Instrument ist das Tonband. Nachdem er bei Cabaret Voltaire und beim Hafler Trio gearbeitet hatte, wurde Watson Tonaufnahmeleiter der Royal Society for the Protection of Birds. Er hat sich inzwischen einer Film- und Videoproduktionsgesellschaft angeschlossen, die für die BBC Naturdokumentarfilme und bisweilen Spielfilme produziert. „In den letzten Jahren habe ich festgestellt, dass einige der Orte, die ich bereist habe, ein gemeinsames Merkmal aufweisen – eine strahlende Akustik, ein spezielles Timbre, manchmal rhythmische oder transiente Tierklänge.“ Watsons Interesse geht über das reine Drehbuch der Programme, an denen er arbeitet, hinaus: Er nimmt die Chance wahr, „das ungreifbare Gefühl“ zu erforschen, „an einem speziellen Ort zu sein – einem Ort, der Geist hat, einer Stelle mit Atmosphäre.“
Die 13 Aufnahmen in Stepping into the Dark stellen einen winddurchrauschten Wald in Glen Cannich den Versammlungsrufen von horstenden Saatkrähen auf einem Friedhof in Northumbria gegenüber. Andere atmosphärische Orte umfassen die Wärme und das Wabern eines Klanges, den er am Mara-Fluß in Kenia gefunden hat, fischende Fledermäuse in einem Mangrovensumpf in Venezuela, den rituellen Tanz der Schnepfen in der Morgendämmerung auf den nördlichen Hebriden ... ein Unterwassermikrofon in fünf Metern Tiefe fängt die Signalpfiffe und -Klicks von Großen Tümmlern im Morey Firth ein.
Aber es geht nicht nur um das Einfangen und auch die Atmosphäre lässt sich nicht einfach in das Genre der Umweltklänge im New-Age-Stil einreihen. „Diese Aufnahmen vermeiden Hintergrundgeräusche, menschliche Störungen und Schnitte. Sie werden mit empfindlichen Mikrofonen gemacht, die lange vor der eigentlichen Aufnahme irgendwelchen Tierverhaltens getarnt angebracht wurden. Die Mikros werden über lange Leitungen oder über kabellose Verbindungen an das ebenfalls getarnte bzw. versteckte Aufnahme-Equipment angeschlossen. Die Aufnahmeorte werden entweder zufällig entdeckt oder durch Recherchen auf Landkarten und in der Geschichte gefunden, über Anekdoten oder im Gespräch mit den Einheimischen über ihre (sowohl positiven wie negativen) Gefühle verschiedenen Orten gegenüber. Tom Lethbridge hat Orte für verschiedene Geister innerhalb der lokalen Geografie identifiziert und ich vermute, zu diesen gehören auch Flora und Fauna, Tageszeit, die Elemente und die Jahreszeiten.