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Prix1999
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
Easel
Daniel Rozin


Easel sieht aus wie eine große Malerstaffelei mit einer leeren Leinwand, die auf einen fest an der Staffelei montierten Rahmen gespannt ist. Der „Maler“ verwendet einen kleinen Pinsel genau auf die gleiche Art wie ein echter Maler. Anstelle von Farbe trägt der Pinsel allerdings Live-Videos von in der Nähe aufgestellten Kameras auf. Jeder neue Pinselstrich bringt eine neue Schicht des „laufenden Videos“ auf die Leinwand. Der Maler kann zwischen mehreren Videoquellen wählen, indem er seinen Pinsel in unterschiedliche an der Staffelei befestigte „Farbtöpfe“ taucht. Der Computer, durch den Easel angesteuert wird, ist im Hintergrund versteckt, es ist kein Monitor sichtbar.

Das Herz von Easel bilden eine Video-Kamera und ein auf die Leinwand gerichteter Videoprojektor. Die Kamera nimmt nur Infrarotlicht auf, der Projektor gibt den Inhalt des Computerbildschirms wieder. Die Haare des Pinsels bestehen aus optischen Fasern, die IR-Licht auf die Leinwand abstrahlen. Diese IR-Strahlung wird von der Kamera eingefangen, die die Daten über einen Video-Digitizer an den Rechner weiterleitet. Eine zweite Videokamera beliefert den Computer mit Bildern aus der Umgebung. Mit Hilfe einiger einfacher Algorithmen mischt der Computer die beiden Videoquellen, und das Ergebnis wird über den Projektor auf die Leinwand geworfen. Dabei entsteht die Illusion, als würden die Bilder durch den Pinsel aufgetragen. Sensoren in den Farbtöpfen schalten zwischen den verschiedenen Video-Quellen für das zweite Bild um.

Easel ist sowohl als Work-in-Progress als auch als fertige Arbeit von ästhetischem Interesse. Als Workin- Progress bringt jeder neue Pinselstrich auch eine neue Videoschicht auf die Leinwand, und da es kein Löschen oder Radieren gibt, bleibt auf dem Hintergrund immer etwas von den früheren Videoschichten zurück. Die unterschiedlichen Proportionen der alten bzw. neuen Pinselstriche ändern auch die Wahrnehmung des Betrachters von positiven und negativen Räumen. Wenn das Stück fertig ist, verschmelzen zahlreiche „Video-Flicken“ zu einer sanften Collage mit vielen unterschiedlichen Transparenzebenen, ein Hauch von Dreidimensionalität entsteht durch die Schichtung der Video-Ebenen.

Der Inhalt eines Stückes, das auf der „Staffelei“ entsteht, ist nicht vorgegeben. Da aber die Videoquellen rund um den Maler plaziert sind, ergibt sich natürlich eine gewisse Thematik. Der erste Kreis liegt am nächsten: Eine Kamera, die auf den Künstler selbst gerichtet ist und so ein Selbstportrait oder die Abbildung von nahegelegenen Objekten erlaubt. Der zweite Kreis wäre dann eine Videokamera, die die Umgebung einfängt, etwa das Zimmer. Der dritte Kreis könnte eine Live-Zuspielung aus dem Fernsehen oder eine Kamera sein, die aus dem Fenster sieht. Mit diesen drei Eingabekreisen kann der Künstler ein Bild schaffen, das einen bestimmten Moment an einem bestimmten Ort unter bestimmten Bedingungen widerspiegelt.

Diese Arbeit wurde mit Förderung von Interval Research Corp. und NYC-ITP realisiert.