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Prix1999
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
Augmented Reality Fiction
Isabella Bordoni, Roberto Paci Dalò , Stefan Schemat


arf (Augmented Reality Fiction) oder die Konstruktion eines Mediums

Mittels unserer arf-Technologie entstand ein neues erzählerisches Medium. Durch arf wird es möglich, direkt auf einem Ort die Geschichten abzubilden, die mit ihm verbunden sind. So kann die Geschichte des entlassenen Zuchthäuslers Franz Biberkopf aus Döblins Berlin Alexanderplatz in der Rosenthaler Vorstadt mittels arf dort nacherlebt werden, wo sie auch im Roman angesiedelt ist.

Unser augmented reality-Medium arbeitet aber nicht nur mit dem direkten Bezug zu den realen Orten, sondern bezieht auch die Physiologie des Users mit ein. So wird die Bewegungsenergie und -geschwindigkeit aufgenommen und steuert interaktiv das akustische Geschehen, welches hektischer oder entsprechend ruhiger wird. So wird nicht nur eine Geschichte untermalt, sondern der Teilnehmende steuert selber ihren Fortgang. Der arf-Autor muß also lernen, auf der Physiologie des Menschen zu schreiben.

Um im Kino Handlungen, Charaktere und Stimmungen über die Leinwand hinaus zu transportieren, wurde im Laufe der Jahre eine umfangreiche Filmsprache entwickelt. Wenn man nun bedenkt, daß arf neben der real existierenden Welt als Kulisse mit akustischen Reizen (z. B. mit Musik, Geräuschen und Dialogen) unter Einbeziehung der Bewegungsenergie und damit auch des emotionalen Zustandes des Benutzers arbeitet, wird ansatzweise deutlich, welche Komplexität eine entsprechende „Filmsprache“ haben muß.

Auf der Ebene der auditiven erzählerischen Mittel hat arf mobile und statische Klänge sowie 3DSounds, die der Orientierung und Navigation dienen, zur Verfügung. Die Flat-Sounds können analog zur Off-Stimme im Film verwendet werden, um den in jedem Menschen ständig ablaufenden inneren Dialog darzustellen. In diesem 3D-Environment entfalten gerade die Nicht-3D-Stream-of-Conciousness- Sounds eine ganz eigentümliche Wirkung.

Begegnet dem Teilnehmer nun eine mobile 3DStimme, so erscheint ihm ein – nur hörbarer – Geist. Dieser virtuelle Charakter kann ihn führen, ihn erschrecken oder verwirren. Diese geisterhaften Stimmen sind intuitiv verständlich. Dadurch wirft sich die anthropologische Frage auf, warum Menschen Geister erfunden haben.