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Prix1998
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
Focus
Tamás Waliczky


Eine lange gerade Hauptstraße einer großen Stadt füllt die Leinwand. Die gesamte Straße liegt im Blickfeld, weil die virtuelle Kamera in der Straßenmitte steht und über Augenniveau angebracht ist. Am linken und rechten Bildschirmrand stehen Stadthäuser. Die Straße ist nicht perspektivisch verzerrt, da unsere virtuelle Kamera eine extrem lange Brennweite hat: Alle Objekte auf dem Bildschirm erscheinen im selben Maßstab. Die Straße ist voller Menschen, es ist ein sonniger Tag, das Bild scheint eine Fotografie zu sein.

In Wirklichkeit ist das, was wir sehen, keine Fotografie, sondern eine vielschichtige Komposition aus über 200 Fotos, von denen Elemente digital gesampelt und zu über 800 einzelnen Bildern verarbeitet wurden. Jede Schicht enthält fotografierte Elemente und Personen, die jeweils undurchsichtig sind, während der Rest der Schicht transparent bleibt. Alle Ebenen sind leinwandgroß, aber jede ist gegenüber der vorigen leicht nach oben verschoben, so dass die erste am unteren Rand beginnt, die nächste etwas höher, die dritte noch höher und so fort, bis die letzte gerade unterhalb der Leinwandoberkante ansetzt.
Die obersten Schichten der Komposition zeigen Häuser und Leute aus Deutschland, die untersten solche aus Ungarn, während die mittleren Schichten Personen und Gebäude aus verschiedenen andere Teilen Europas zeigen. Selbst Menschen aus anderen Kontinenten sind zu sehen. Jede einzelne Schicht hat ihre eigene Komposition und einen künstlerischen, spekulativen oder persönlichen Grund für ihren Inhalt und ihre Positionierung.

Interaktivität
Unter dem projizierten Bild befinden sich zwei Schieberegler: Einer stellt die Brennweiteneinstellung eines Kameraobjektivs dar, der andere die Blende. Letztere hat die üblichen Einstellungen 1.4, 2.8,5.6,8 und n. Die Einstellung der Brennweite ist etwas anders aufgebaut - hier gibt es eine lineare Einteilung zwischen null und 98. Eine rote Linie auf beiden Ringen zeigt die eingestellten Werte. Der Betrachter kann nun die Werte dadurch verändern, dass er auf verschiedene Teile des unscharfen Bildes beziehungsweise auf den jeweiligen Blendenwert klickt. Wird die rote Linie auf der Brennweiteneinstellung auf 25 gesetzt, so wird Ebene 25 scharf, genauer gesagt, jene Teile von Ebene 25, die nicht von anderen unscharfen Teilen überlagert werden Auf diese Weise lässt sich jeder beliebige Teil des unscharfen Bildes betrachten, und neue Kompositionen mit einer anderen Verteilung von scharf/ unscharf tauchen auf.
Die Blende funktioniert umgekehrt: Durch eine höhere Blendenzahl wird der Tiefenschärfebereich des Bildes erhöht, die Nachbarebenen werden ebenfalls scharf. So erlaubt der Blendenring die Herstellung von Verbindungen zwischen den voneinander unabhängigen Elementen des Bildes. Die Kombination beider Einstellmechanismen produziert eine Vielzahl von Bildkonfigurationen. Dazu gibt es noch eine Zoom-Funktion: Klickt man eine Ebene an und betätigt dann den roten Knopf rechts unten im Bild, so erhält man eine Detailvergrößerung dieses Bildteils. Jede der Ebenen ist auf diese Weise zugänglich.
Eingeladen von Photo 98, der britischen Jahresschau der Fotografie und von The Electronic Image als Teil einer Ausstellung von zehn internationalen Künstlern, die in ihren Arbeiten wichtige Fragen zur Natur Europas und seiner im Wandel befindlichen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Identität stellen.