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Prix1998
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
Simultaneous Perspective
Jim Campbell


Simultaneous Perspective ist eine interaktive Computer- und Videoinstallation, die einen Raum erzeugt, in dem die Besucher sich ihrer Präsenz innerhalb eines größeren Umfeldes bewusst werden. Es handelt sich dabei um eine elektronische Reduktion eines realen dreidimensionalen Raums auf zwei Dimensionen. Die Arbeit bezieht zahlreiche Live-Bilder in eine einzelne Live-Collage ein. Diese enthält Bildelemente aus unterschiedlichsten Gegenden und in unterschiedlichstem Maßstab. Alle Elemente in diesem Bild verbinden den Betrachter mit seiner unmittelbaren Präsenz im Raum. Man sieht eine Live-Außenaufnahme jenes Gebäudes, in dem man sich gerade befindet, man sieht die Straße draußen und den Gehsteig, man sieht auch eine Kerze, die das vergrößerte Abbild jener Kerze ist, die vor dem Ausstellungsraum aufgestellt ist. Und nicht zuletzt sehen die Betrachter ein Abbild ihrer selbst als Schatten. Diese dynamische Collage ändert sich ständig aufgrund der Bewegung der einzelnen Bildelemente. Die flackernde Kerzenflamme wird als bewegte Lichtquelle dargestellt, die ihrerseits wieder einzelne Bildelemente zu beleuchten scheint, so etwa die Außenansicht des Gebäudes.

Im Bildhintergrund findet eine fortschreitende Veränderung statt: Eine Serie von Standbildern von Texturen wird eingespielt, die einen Gang von der Außenseite des Gebäudes bis in den Ausstellungsraum darstellen.
Auch als Reaktion auf die Bewegung des einzelnen Betrachters findet eine Progression im Bild statt: Wenn sich ein Besucher bewegt, geht die dynamische Videocollage weiter, bleibt aber der Besucher stehen, so verschwinden nach und nach die Einzelbilder aus der Collage, bis nur mehr der Hintergrund übrig ist. Und wenn die Besucher noch länger still stehen bleiben, verschwindet das ganze Bild und lässt das Publikum in einem finsteren Raum allein mit dem Klang zurück. Der Zyklus beginnt wieder, wenn die Besucher sich bewegen oder neue eintreten.
Ein weiteres responsives Element ist der Dunkelheitsgrad der Schatten, der von der Besucherzahl im Raum abhängt. Je mehr Besucher im Raum sind, desto schwächer wird der Schatten. Hat der einzelne noch einen fast schwarzen Schatten, so sind viele Besucher gemeinsam schattenlos. Der Klang der Installation entsteht aus dem Flackern der Kerze-die Flammenbewegung wird gemessen, und diese Daten dienen zur Veränderung eines elektronisch generierten Windgeräusches. Auch die Aktivitäten der Besucher im Gang zum eigentlichen Ausstellungsraum werden durch eine Fluktuation der Flamme erfasst und als Klang wiedergegeben.
Mit dieser Arbeit habe ich unter anderem versucht, einen Raum zu schaffen, der auf seine Betrachter so reagiert, dass diese Reaktion wiederum von diesen wahrgenommen werden kann, sie aber diese Reaktion nicht unbedingt bewusst verstehen ... und wenn ein Teil dieser Interaktion verstanden wird (etwa von Lesern dieser Beschreibung), verändert es das Werk dennoch nicht in eine steuerbare Struktur, sondern es bleibt weiterhin nur durch das Raumerlebnis erfahrbar.