ANERKENNUNG
Sator Rotas
Marcus Schmickler
Sator Rotas entwickelt sich wie ein organischer Prozess, wie Zellteilung. Kleine aus Sinuswellen bestehende Motive zerlegen sich in immer kleinere Teile. So baut sich ein Feld auf, aus extrem dichten Klängen, aus Geräuschen – bis ein Maximum an Dichte erreicht wird, doch es kommt wieder etwas hinzu: Es rauscht.
Der Titel stammt aus der antiken Zahlen- und Buchstabenmystik. Es handelt sich um ein „magisches Quadrat“: Der Titel Sator Rotas spielt mit den unterschiedlichen Herangehensweisen an jenen Widerspruch, dem wir unsere Existenz verdanken. Am Ende des letzten Jahrhunderts sind sich Vertreter der Wissenschaft und der Religionen wieder nähergekommen. Gerade weil die Wissenschaft sich mit immer spezialisierteren Problemen beschäftigt, stößt sie an erkenntnistheoretische Grenzen: Was ist Wahrnehmung? Werden sich die unterschiedlichen Modelle, Realität zu erklären, nie vereinbaren lassen? Vertreter der verschiedenen Glaubensrichtungen suchen nach einem Gottesbeweis, beispielsweise in der Thora, die voll ist von in Geheimsprache verschlüsselten Codes. Ähnlich derer der Logik. Das Besondere daran, egal wie man diese Quadrate dreht und wendet, sie verweisen nur auf sich selbst. Die Welt als Scherbenhaufen (vgl. a. A. Dürers Melancolia). Dieses hier bedeutet:„Der Schöpfer der Sphären hält das Werk in den Händen“. Doch dieser Satz in einem magischen Quadrat – ein Widerspruch: Denn das Quadrat wird unabhängig von einer inhaltlichen Auslegung seine logische Gesetzmäßigkeit behalten. Vorstellungen von Urheberschaft sind nicht erst seit Eco, Deleuze und Luhmann von den Tischen. Das Material zum Stück wurde sukzessive in verschiedenen Städten unter quadrophonischen Bedingungen entwickelt. Die bei diesem Prozess entstandene Räumlichkeit ist integraler Bestandteil.
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