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Prix1998
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
Concrete Net
Jøran Rudi


Der Roman Concrete Island von J.G. Ballard (1973) beschäftigt sich mit Randgruppenphänomenen in einer Gegenwartsgesellschaft, in der es schwierig ist, sich gegen Grausamkeiten zu wehren, wenn man durch Zufall oder Unglück außerhalb der Wege der Normalität landet. Im Buch beschreibt Ballard eine Gruppe von Leuten, die innerhalb eines Autobahnsystems gestrandet sind und die - obwohl oder weil physisch vom Wegenetz umgeben -dieses Kommunikations- und Verkehrssystem nicht benutzen können.

Das Paradoxon des Romans und der saitenähnliche Klang der Stahlseile der Materialseilbahnen, mit denen im Sommer in entlegenen Gegenden Norwegens das geerntete Heu zu Tal gebracht wird, haben mich zu diesem Werk inspiriert. Neun verschiedene Sätze goldener Saiten sind nach den Planetenabständen in unserem Sonnensystem gestimmt. Sie rotieren satzweise mit leicht unter schiedlicher Geschwindigkeit und in verschiedenen Winkeln. Der Klang entsteht aus einer physischen Modellierung auf Basis des IRCAM-Programms „Modalys".„Scheiben" von Aufnahmen aus Ballards Buch werden spektral zerteilt und dienen zur Schwingungserregung der Saiten, die fast mittig in aufsteigener Reihenfolge miteinander verbunden sind, wobei jede Saite in jedem Satz auf genau eine „Klangscheibe" anspricht und die jeweils anderen Saiten des Satzes zum Mitschwingen bringt. Die zugrunde gelegten Klangquellen sind Verkehrs lärm, fallende Teile von Aluminiumschrott und eine Stimme von einer Lesung aus Concrete Island. Die orchestral klingenden Glissandi sind - ebenso wie die tiefen rumpelnden Geräusche - in Wirklichkeit elektronisch granulierter Verkehrslärm.