Die erste Version von OS/RL entstand 1994 für Barbara Held als Stück, das sie auf ihrem eigenen Musiksystem abspielen konnte. Es bestand aus Software für einen Macintosh-Laptop, der mit einem Proteus-Synthesizer verbunden war, einem Tonhöhensensor und einem Mikrophon und sollte mit einer Flöte oder Altflöte sowohl privat als auch in Konzertsituationen eingesetzt werden. Seit damals hat sich eine wesentlich luxuriösere Version des Stückes entwickelt, mit drei Synthesizern statt einem und mit einer Input-Möglichkeit für einen zweiten Musiker. Es wurde von vielen weiteren großartigen Künstlern „getestet", darunter Takehisha Kosugi, Steve Lacy, Maggi Payne und John Gibson. Und es hat sich gezeigt, dass auch andere Instrumente als Flöten für dieses Werk interessant sind.

In OS/RL ist die individuell gespielte Tonhöhe für die Software unwichtig, sie reagiert vielmehr auf Änderungen in der Lautstärke der Grundtöne innerhalb tiefer und hoher Registerregionen, die während der Darbietung flexibel festgelegt werden können. Dies sorgt für eine etwas „ausgeglichenere" Musiziersituation als bei jenen meiner softwaregestützten Werken, bei denen „Treffer" auf einer bestimmten Tonhöhe erforderlich waren, um Reaktionen aus zulösen.
Jeder der beiden Teile von OS/RL hat acht „Ab schnitte", die in beliebiger Ordnung und für jede gewünschte Dauer eingestellt werden können. Eine Anzahl von veränderbaren Optionen, die am Bild schirm des Laptops dargestellt werden, regieren Details der Klangtexturen und der sich entwickeln den Interaktion.
Die Aufnahme mit Maggi Payne entstand im November 1995 am Center for Contemporary Music des Mills College, im selben Studio, in dem wir schon in den vor Jahren gemeinsam aufgenommen haben.