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Prix1999
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
Verbarium
Laurent Mignonneau, Christa Sommerer


1999 haben wir eine interaktive Website für das Internet mit dem Titel Verbarium geschaffen. Diese Website erlaubt es Internet-Benutzern, Textnachrichten zu verfassen, die unmittelbar in dreidimensionale visuelle Formen umgesetzt werden.

Unser selbstentwickelter Text-zu-Form-Editor übernimmt die Buchstaben, die Syntax und die Abfolge einer Textnachricht als genetischen Code und aktualisiert die Designfunktionen anhand dieser Parameter zur Schaffung von dreidimensionalen Formen. Da die Textnachrichten von Internetbenutzern normalerweise einzigartig sind, können dadurch von den Usern auch einzigartige und persönliche dreidimensionale visuelle Formen generiert werden.

Laut Noam Chomsky basiert der menschliche Spracherwerb auf einer universellen Grammatik, die genetisch im Gehirn aller normalen Kinder vorprogrammiert ist und es ihnen erlaubt, ihre Muttersprache natürlich und scheinbar ohne Anstrengung zu erlernen. Von Chomsky stammt auch der Satz „Farblose grüne Ideen schlafen furios“, ein Satz, der für eine eher naturwissenschaftlich orientierte Person wohl wenig logischen Sinn macht, der aber für eher künstlerisch orientierte Menschen durchaus Bedeutung entfalten kann. Obwohl dieser Satz grammatikalisch korrekt ist, wie Chomsky gezeigt hat, kann seine Bedeutung über die Logik allein nicht erfaßt werden. Wenn wir diesen Satz das erste Mal hören, so sehen wir Bilder oder Formen vor unserem inneren Auge. Diese Formen sind vage, aber dennoch bis zu einem gewissen Grad definiert, und sie können sicherlich visuelle Erfahrungen und Emotionen auslösen. Inspiriert von Chomskys Satz und basierend auf dem Grundgedanken der Umsetzung von Sprache in visuelle Formen wurde das Verbarium entwickelt.

Verbarium entstand 1999 für die Cartier Foundation in Paris, die zugehörige Website findet sich unter http://www.fondation.cartier.fr/verbarium.html. Online-User können mit Hilfe des interaktiven Texteditors durch Eingabe von Nachrichten Formen und Figuren in Echtzeit generieren. Die Site verwendet programmierte JAVA-Applets.

Jede der einlangenden Nachrichten funktioniert als genetischer Code für die Schaffung einer visuellen dreidimensionalen Form. Je nach der Komplexität des Textes sind die Formen komplexer oder einfacher, abstrakt oder organisch. Die Form wird dem Benutzer sofort im linken Fenster der Website gezeigt.

Daneben werden alle einlangenden Textnachrichten Teil eines kollektiven Bildes, das auf der rechten Seite der Website zu sehen ist. Dieses Kollektivbild fungiert als „virtuelles verbales Herbarium“ – daher der Name Verbarium – und besteht aus Formen, die durch die unterschiedlichen Textnachrichten (verba) geschaffen werden. Die Textnachrichten können in vielen Sprachen geschrieben werden, auch die Bedienungsanleitung im Texteditor ist mehrsprachig.