ANERKENNUNG
Shooting Back
Steve Mann
Mit Personal Imaging habe ich versucht, eine neue Form der Interaktion zwischen Mensch und Technologie zu definieren.
Ich habe eine ganz gewöhnliche Sonnenbrille mit räumlichen Lichtmodulatoren, CCD-Sensorgruppen und passenden Optiken in Miniaturformat ausgestattet, so dass ich beim Tragen der Brille einen Computerbildschirm sehe. Auf diesem Bildschirm sehe ich ein Videobild dessen, was in der realen Welt um mich vorgeht. Anstatt einfach das Licht gefiltert durchzulassen, wie dies normalerweise bei Sonnenbrillen geschieht, absorbiert und quantifiziert dieser Apparat das ei n fallende Licht, bearbeitet die anfallenden Daten und sendet das Ergebnis der Datenbearbeitung an meine Augen. Nach zahlreichen Jahren des Experimentierens ist das Gerät mittlerweile zu einer Art visueller Prothese geworden - einer echten Erweiterung meines Körpers und Geistes, die mir erlaubt, genau aufzuzeichnen, was ich sehe. Klarerweise brauche ich keine Kamera zu tragen, weil ich ja eine Kamera bin, aber in „Shooting Back" trage ich trotzdem eine. Wenn ich also mit einem ganz gewöhnlichen Camcorder einen simplen Dokumentarfilm mache (und dabei meine Kamera-Prothese trage), kann die eine Kamera durch die andere hindurchsehen - und so gewinnt das Publikum eine einzigartige Ich-Perspektive, als wäre es innerhalb meines Auges, während ich filme. In „Shooting Back" wende ich mich gegen die Repräsentanten des „Surveillance Superhighway", also gegen Einrichtungen wie z. B. Kaufhäuser, die Videoüberwachung in großem Stil einsetzen, aber gleichzeitig den Besuchern das Photographieren verbieten. Am Anfang halte ich meinen Camcorder unauffällig neben meinem Körper, er zeigt weg vom Angehörigen des „SS". Dann frage ich ihn oder sie: „ Was sind das für mysteriöse Halbkugeln an der Decke?" oder „Ist das eine Videokamera? Und warum machen Sie Aufnahmen von mir ohne meine Genehmigung?" Nachdem mir der Mitarbeiter erklärt hat, dass ich paranoid sei und nur Kriminelle sich Sorgen wegen der Kameras machten, hebe ich meinen Camcorder ans Auge so, dass das Publikum das folgende Gespräch aus dem Blickwinkel des Kamerasuchers verfolgen kann, der ab diesem Moment das Bild des „55''-Angehörigen zeigt). Häufig sind die Mitarbeiter des „SS" sehr irritiert, wenn sie meinen Camcorder sehen, und beschuldigen sich - durch diese Volte um 180 Grad - sozusagen selbst.
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