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Prix1996
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


ANERKENNUNG
WebEarth
Mark Pesce


Mark Pesce (USA) ist Cyberspaceforscher und -theoretiker; derzeit arbeitet er an seinem dritten Buch „Why in the World Wide Web?" mit Schwerpunkt auf einer kontextbezogenen Untersuchung der rasanten Entwicklungen in der menschlichen Noosphäre im Wechselspiel von Internet und Interfaces. Er lebt und arbeitet in Los Angeles.

Obwohl Aristophanes die Kurve der Erdoberfläche schon vor mehr als zweitausend Jahren vermessen hatte, hatten wir kein sichtbares — und somit greifbares — Modell des Planetenkörpers, bis die „große blaue Kugel", die Erde, von den Apollo-Astronauten fotografiert wurde. Von dem Moment an, als die erste Aufnahme von Apollo 8 die Erde erreicht hat, hat dieses Bild — das ansprechend und seltsam verführerisch ist — sämtliche andere Modelle der Erde so vollständig ersetzt, daß wir heute, dreißig Jahre später, meinen, dieses Bild sei mit der Erde an sich gleichzusetzen. In der Generation zwischen Projekt Apollo und der Mission zum Planeten Erde der NASA ist aus den statischen Bildern interaktive Simulation geworden; unsere Modelle reagieren auf uns, verbinden uns mit ihren Projektionen der Wirklichkeit durch eine Koppelung, die Interface und Intelligenz mit deren Repräsentation verbindet. Wir stellen plötzlich fest, das wir das höchstentwickelte Werkzeug zur Verwaltung des Planeten in der Hand haben. Wir können unsere Wahrnehmungen auf jeden beliebigen Quadranten der Erdoberfläche einstellen. Dadurch verstehen wir die tieferen Prozessen der Ökologie besser — wie die verschiedenen Systeme in der Biosphäre ineinander übergreifen und wie diese von unseren Handlungen direkt betroffen sind. Und wenn das die größten Wünsche der Ökologen erfüllt, bedeutet es gleichzeitig eine absolute Überwachung im Orwell'-schen Sinn.

Wie Foucault in „Discipline and Panic" bemerkte, besteht die größte Gefahr solcher panoptischen Technologien in deren Verdichtung an jedem beliebigen Ort der Macht; mit einer ähnlichen Situation sah sich die internationale Staatengemeinschaft bei der Erfindung der Spionagesatelliten konfrontiert. Die Folge war die Vereinbarung einer Politik der „Open Skies", die es den verschiedenen Staaten erlaubt, gegenseitige Spionage zu betreiben. Die Annahme, daß unbeschränkte Beobachtung zu umfassenderer Sicherheit führen würde, beweist die Wirksamkeit dieser Politik. „WebEarth" will dieses politische Recht auf einzelnen und auf jeden Desktop erweitern.