GOLDENE NICA
Luxo jr.
John Lasseter
"Luxo Jr." von John Lasseter ist eine preisgekrönte Computeranimation aus der Werkstätte von PIXAR in San Rafael. Der Film betritt insoferne Neuland, als er unbelebte Objekte mit Persönlichkeit erfüllt und mittels Computertechniken Emotionen mitteilt.
Ein paar Jazzklavier - Riffs plätschern gemächlich dahin, als ein kleiner bunter Gummiball auf eine Schreibtischlampe zurollt. Die metallene Lampe scheint den Ball gedankenversunken zu studieren, dann schlägt sie ihn mit ihrem Lampenschirm weg. Der Ball kommt wieder. Die Lampe schlägt den Ball wieder fort, und nochmals kommt der Ball zurück, diesmal verfolgt von einem fröhlich quietschenden Lämpchen. Wild schwankend, zielt Schreibtischlampe d. J. mit dem Ball nach Papa Lampe, aber der Ball verfängt sich im Kabel des Juniors und bleibt liegen. Geduldig schiebt der Vater den Ball wieder zu seinem Sohn hin. Schwungvoll und eifrig springt der Junior auf den Ball und beginnt, auf ihm herumzuschaukeln. Plötzlich zerplatzt der Ball, und die Luft geht ihm aus. Traurig und reuevoll blickt der Junior fragend zum Vater, und dieser bestätigt mit einem Nicken, daß der Ball in den Himmel aller Gummibälle eingegangen ist. Voller Trauer sinkt Junior in sich zusammen. Verständnisvoll nickt Vater Schreibtischlampe seinem Sohn zu, und dieser hoppelt enttäuscht weg. Und plötzlich - da muß Papa Lampe zurückspringen, um einem dahersausenden Wasserball auszuweichen, dem der Junior jubilierend nachhüpft. Und Papa Lampe schüttelt seufzend seinen Lampenschirm.
John Lasseter über Luxo Jr.
"Ich habe die handelnden Figuren, die Dekoration, den Hintergrund entworfen und das Ganze inszeniert. Mit Sam Leffler gemeinsam ist dann jede Aktion zerlegt worden, so daß der Computer sie verstehen konnte, wir haben auch seine Arbeit ständig überwacht und mehrmals eingegriffen.
Es wäre lächerlich zu glauben, der Animator müßte nun auch Informatiker werden, dazu bräuchte er ein zweites Leben. Genauso dumm wäre es anzunehmen, ein Informatiker könnte sich in einen Animator verwandeln, man weiß ja, wie lange so etwas dauert. Natürlich ist es unerläßlich, daß der Animator ein wenig sein elektronisches Werkzeug kennt, dessen Arbeitsweise, dessen Logik. Sofern man nicht wirklich sehr schwer von Begriff ist, lernt man das leicht, und das ist die Basis, um die Fähigkeiten und Grenzen des Werkzeuges bewerten zu können, und natürlich, um mit den Technikern zu kommunizieren."
Technischer Hintergrund John Lasseter, ehemaliger Disney-Mitarbeiter, gibt im Verein mit Bill Reeves, Eben Ostby und Sam Leffler den beiden Luxo-Schreibtischlampen die emotionale Ausstrahlung einer Vater-Sohn Beziehung. Die Lampen spielen friedlich mit einem Gummiball, bis Luxo Juniors Spielzeug plötzlich zerplatzt. Der Film drückt Mitleid und Reue durch die simplen Wellenbewegungen eines Lampenkabels und das Nicken des metallenen Lampenschirmes aus.
Für diesen Film entwickelte PIXAR verschiedene technische Neuerungen, deren bemerkenswerteste wohl das "Self-Shadowing" ist, bei dem ein Objekt automatisch und genau den Schattenwurf auf sich selbst steuert. Der Film wurde mittels Keyframe-Animation-Systemen und mit der Unterstützung von Procedural Animation generiert, die Bildgestaltung schließt mehrfache Lichtquellen und Procedural-Texturing-Techniken ein. Die Rechenarbeit erfolgt auf vier Computer Consoles, Power-6/32-Computern namens Mickey, Donald, Manet und Keefe.
Der Film wurde im August 1986 bei der SIGGRAPH unter Beifall von 6000 Computerexperten gezeigt. "Luxo Jr." wurde für den Academy Award (Oscar) für den besten Kurz-Trickfilm nominiert und bei den Berliner Filmfestspielen, dem Canadian International Festival of Animation, dem San Francisco International Film Festival und beim internationalen Forum "Neuer Film" in Monte Carlo gezeigt.
PIXAR, identisch mit der ehemaligen Computergraphik-Abteilung von Lucasfilm, wurde 1986 von Steven P. Jobs und den Pixar-Mitarbeitern erworben.
Die Mitarbeiter an "Luxo Jr.":
John Lasseter: Regie, Animation, Modelle Bill Reeves: Technischer Leiter, Mode Rendering Eben Ostby: Modelle, Procedural Animation, Rendering Sam Leffler: Rendering Rob Cook: Rendering Don Conway: Laser Output Scanning
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