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Prix1993
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


GOLDENE NICA
Lakmé
Pascal Roulin


Zwei langfingrige Hände, die verschiedenste Tiere symbolisieren, sind die hervorstechenden Gestaltungsmerkmale der Computeranimation "Lakmé" von Pascal Roulin. Untermalt wird die Geschichte von den Klängen einer Opernarie.

Ich habe seit 1985 schon bei einer ganzen Reihe computeranimierter Filme Regie geführt, egal ob Werbe- oder Imagefilme. Aber dann haben wir beschlossen, dieses erste persönliche Projekt mit meiner Firma zu produzieren, nämlich die schönsten Opernarien mit Hilfe der verschiedensten modernen Techniken einem größeren Publikum zugänglich zu machen.

"Lakmé" ist Teil eines 52minütigen TV-Specials mit dem Titel "Opera PIX", für das wir zehn weitere Regisseure eingeladen haben, ihre Visionen von zwölf berühmten Opernarien im Rahmen einer "Gala in einem imaginären Opernhaus" darzustellen.

Mit dem Duo zweier schöner, junger indischer Mädchen habe ich sofort zwei Hände assoziiert, genauso wie bei indischen Tempeltänzen. Ich hatte die Bilder schon ganz klar in meinem Kopf und überlegte sofort, wie ich zu diesen beiden perfekten Händen kommen könnte, die sowohl schauspielen als auch ihre Oberfläche und ihre Gestalt verändern können. Und irgendwie erinnerte mich ihre Gestalt mit den langen, schlanken Fingern sehr stark an die Zeichnungen und Skulpturen von Erté. Die Geschichte mußte als Computerfilm realisiert werden, und ich mußte auf die entsprechende Technik warten, mit der man dieses raffinierte Objekte so sauber animieren konnte, daß nicht der plumpe Eindruck eines Holzmodells mit ebenso hölzernen Artikulationsmöglichkeiten wie beiZeichenstunden entstünde.

Die Zeit, um das Geld für das ganze Programm aufzutreiben, war gerade lang genug (zwei Jahre), und die brandneue Software war gerade so weit, daß man sie mit dem Film "Lakmé" testen konnte. Eine neue Erfahrung dabei war, wie ich die richtigen Hände dazu auswählen sollte, um die Animation zu programmieren. Sie sollten ja ebenso sinnlich und empfindsam wirken wie die beiden weiblichen Stimmen, und das war schließlich keine Frage der Technik mehr. Ich entschloß mich also dazu, mit zwei jungen, talentierten Damen zu arbeiten, Estelle und Violaine, die von Produktionsbedingungen träumten, die ein Maximum an Einfühlungsvermögen und ein Minimum dessen, was normalerweise mit Computergraphik gleichgesetzt wird - nämlich Kälte - böten. Mit den ersten Tests war mir eines klar: die Emotion war da! Eine völlig neue Erfahrung für mich. Das waren keine nur computergenerierten Bilder, das waren "Schauspieler", die mit Licht und Oberflächenstrukturen programmiert waren.

Als ich nun die beiden Hände hatte, die so wandelbar waren, daß sie die unterschiedlichsten Tiere, die Gefahren und Schönheiten, die im Dschungel lauerten, überzeugend darstellen konnten, mußte ich über den Ort der Handlung nachdenken. Eine laue indische Vollmondnacht an einem Fluß gleich neben einem vergessenen Tempel schwebte mir vor ... Kurzum: Wie kam ich zu jener Stimmung, die dieses phantastische Duo brauchte?

Wenn man mit digitalen Bildern arbeitet, dann spielen die Quelldateien keine Rolle, alle Arten von Bildern können untereinander kombiniert werden. So filmte ich zum Beispiel eine ganze Menge tropischer Pflanzen in einem winterlich-kalten Studio in Brüssel, außerdem ein hübsches junges Mädchen, das jene Statue darstellt, die zur lebendigen Prinzessin wird, sowie einen jungen Schauspieler, der jenen britischen Offizier darstellt, der sich in die magische Erscheinung verliebt.

All diese Elemente wurden einzeln in einer Bluebox aufgenommen, und ich mußte dem Beleuchter jedesmal erklären, was da noch dazu käme und was jetzt im Studio fehlte; die Hände, der Tempel, der Fluß und so weiter. Ich kam schließlich zurück nach Paris, wo die Firma "Ex Machina" gerade daran arbeitete, die tausenden Schichten und Einstellungen so übereinanderzuschichten und zu verknüpfen, daß der Eindruck räumlicher Tiefe entstand, vor allem aber so, daß man den Eindruck hatte, alles sei mit nur einer Einstellung abgefilmt worden.

Schlußendlich war ich sehr glücklich und zufrieden mit meiner Arbeit, denn jeder, der den Film sah, fragte mich, wo er denn die Musik dazu bekommen könnte. Und das war ja schließlich und endlich die ursprüngliche Absicht dieses Projekts: einem breiteren Publikum die Gelegenheit zu bieten, einige großartige, magische Opernarien für sich zu entdecken.

Technischer Hintergrund
HW: Silicon Graphics
SW: Explore (TDI) / Appia (Ex Machina)