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Prix1998
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


AUSZEICHNUNG
Men in Black
Rob Coleman, Industrial Light & Magic (ILM)


Die Animationscrew um Rob Coleman sah sich bei "Men in Black" zahlreichen neuartigen Anforderungen gegenüber. Sie mußte eine Vielzahl außerirdischer Kreaturen digital zum Leben erwecken.

Die Animationscrew sah sich bei Men in Black zahlreichen neuartigen Anforderungen gegenüber. Wir mußten eine Vielzahl unheimlicher, außerirdischer Kreaturen mittels Computeranimation zum Leben erwecken.

Die meisten der Außerirdischen wurden von Rick Baker und seinem Team entworfen, einige davon existierten als ausgefeilte Kostüme oder als Stabpuppen.

Bei der Figur des Mickey mußten unsere Animatoren diese physischen Modelle genau nachbilden und sie in die Welt des Computers transferieren. Wir mußten Mickey laufen, einen Mops sprechen, den Kopf des Pfandleihers Jeebs nachwachsen lassen.

Aber die am schwierigsten zu animierende Figur war jene der interstellaren Küchenschabe Edgar Bug. Im Film zerfällt Vincent D’Onofrios "Edgar"-Gestalt bis zur letzten Gegenüberstellung mit den Männern in Schwarz, bei der er seine menschliche Gestalt sprengt und sich als Edgar der Käfer präsentiert. Von seinem Fleischkokon befreit, erhebt sich das Insekt auf eine Höhe von drei Metern - eine Mischung aus Küchenschabe, Skorpion und Gottesanbeterin. Größe und Charakter dieses Viehs - und die intensive physische Interaktion mit Will Smith und Tommy Lee Jones - machten diese Animation besonders schwierig.

Auf der Basis des Originalentwurfs von Rick Baker haben wir mit Hilfe von Alias Modeling-Software eine komplett computergenerierte Version des Käfers erzeugt. Die Struktur war eine Mischung aus harten und weichen Geweben, und jede Einzelheit der Schale mußte detailgetreu modelliert werde, weil der Käfer auch mehreren Nahaufnahmen visuell standhalten mußte. Die Weichteile der Kreatur waren animierbar, so daß etwa der Bauch sich wölben oder die Gelenke sich biegen konnten.

Besondere Aufmerksamkeit mußte auch den beweglichen Teilen der Bestie gewidmet werden. Da das Außenskelett derart kompliziert war, bereitete uns die Konstruktion des Käfers, der so viel Bewegungsfreiheit wie möglich haben sollte, etliches Kopfzerbrechen.

Das Modell bestand aus 827 Teilen und war damit das datenintensivste Computermodell, das wir bis dahin je gebaut hatten. Eine Softimage-Version der Kreatur in viel niedrigerer Auflösung wurde vom Animationsteam für die Positionierung und die Bewegungssteuerung des Käfers verwendet.

Jedes der 120 beweglichen Teile von Edgar dem Käfer mußte Kader um Kader positioniert und animiert werden, um das Wesen zum Leben zu bringen. Wir kennen ja nun alle Insekten und ihre Bewegungen, und von diesem Wissen gingen wir auch aus, als wir anfingen, Edgars Fortbewegungsmechanismen und Körperbewegungen zu entwickeln. Aber dieser Käfer war fast drei Meter hoch!

Von Anfang an mußte daher besonderes Augenmerk auf die Gravitation und das Eigengewicht gelegt werden - würde sich der Käfer zu schnell bewegen oder zu leicht erscheinen, verlöre er in den Augen des Publikums sofort an Glaubwürdigkeit. Wir wollten die Bewegungen des Käfer-Edgar in Anlehnung an jene des Menschen-Edgar modellieren, deshalb griffen wir in D’Onofrios "Mensch-mit-Käfer-im-Inneren"-Darstellung ein.

Wir haben ganz bewußt Tics und Zuckungen zu unserer Animation hinzugefügt, um D’Onofrios Schauspielerei zu imitieren. Aber anders als der menschliche Darsteller hat der Käfer sechs Beine und keine Stimme, dafür aber eine harte Schale anstelle des Gesichts, die keine feinere Mimik gestattet. Wir mußten Edgar Käfers Emotionen also ausschließlich durch die Körpersprache ausdrücken.

Der Käfer mußte mit Will agieren und interagieren und das ernsthafte Gegenstück zu den komischen Darbietungen Wills darstellen. Dies erforderte ganz präzise Zeitvorgaben, die Reaktionen und die kleinsten Bewegungen des Käfers wurden auf den Kader genau definiert.

Die letzte Konfrontation zwischen Edgar dem Käfer und den Männern in Schwarz verlangte mehrere Einstellungen, in denen direkter Kontakt zwischen den Schauspielern und unserer Computerkreatur stattzufinden hatte.

Die Kombination einer animierten synthetischen Figur und eines menschlichen Schauspielers ist immer besonders aufwendig. Edgar der Käfer schlägt und kickt die Schauspieler, zuletzt frißt er sogar Tommy Lee Jones, aber die hinsichtlich der Interaktion aufwendigste Einstellung war jene Szene, in der Will Smith auf den Schwanz des Käfers aufspringt. Wie bei einem Ritt auf einem ungebändigten Pferd mußte Will versuchen, sich festzuhalten, während der Käfer ihn abzuwerfen versuchte. Dieser wilde Ritt wurde zunächst vom Animator grob einskizziert, bevor irgendein Element aufgenommen wurde.

Diese Einstellung verlangte nach größter Koordination zwischen Will, dem Käfer und der Kamerabewegung. Kamerainformationen wie Entfernung und Geschwindigkeit beim Aufziehen des Bildes wurden in Softimage anhand eines maßstäblichen Modells der Kreatur und ihrer Umgebung ausgearbeitet. Diese Informationen wurden an unsere Bühnenbildner weitergeleitet, die ein Blue-Screen-Modell des Schwanzes im Maßstab 1:1 schufen, das dann Will Smith später bei den eigentlichen Dreharbeiten als Requisit zum Aufspringen diente.

Nach den Blue-Screen-Aufnahmen wurde der Film mit dem vom Schwanz wild herumgeschüttelten Will zurück an den Animator gegeben, der - Kader für Kader - das Verhalten des Requisitenschwanzes mit jenem des Computerschwanzes in Übereinstimmung brachte. Dies war extrem zeitaufwendig, weil Wills Bewegungsablauf mit all den hüpfenden und schwenkenden Bewegungen sehr komplex geworden war. Besondere Aufmerksamkeit galt Kontaktschatten, rotoskopierten Kanten und den verschiedenen Maskierungsdurchgängen, was einen guten Sitz sicherte. Um Wills Arme um den Schwanz zu schlingen, wurden noch besondere Formanimationen am Computermodell des Schwanzes erforderlich.

Neben der Animation der Kreatur mußten auch die Positionen der echten Kamera bei jeder animierten Szene genau auf die Modellierung im Rechner abgestimmt werden, damit nachher der Eindruck entstehen konnte, der Käfer sei von derselben Kamera mit derselben Optik aufgenommen worden wie der Schauspieler. Ein guter Teil der Schlußsequenz wurde mit einer Handkamera aufgenommen, so daß dieses Anpassen der Kamerabewegungen tatsächlich Bild für Bild zu erfolgen hatte. Diskrepanzen zwischen den beiden Kameras würden den Käfer vor seinem Hintergrund herumrutschen lassen.

Die Tunnelsequenz, in der der Ford LTD der Männer in Schwarz sich in ein raketengetriebenes Superauto verwandelt, das durch Manhattans Midtown Tunnel rast, erforderte ebenfalls enge Zusammenarbeit zahlreicher unterschiedlicher Effekttechniken. Für diese Passage wurden Tommy Lee Jones und Will Smith in einem Modell des Führerhauses vor blauem Hintergrund gefilmt, wobei sich die Kamera bewegte, um eine Action-Aufnahme zu simulieren.

Die genau Kamerabewegung bei der Bluescreen-Aufnahme wurde Kader für Kader mitgeschnitten und durch ein CG-Modell ersetzt, das sich genau mit den Schauspielern bewegte. Dieselben Daten wurden auch für eine Motion-Control-Kamera verwendet, die zur Aufnahme der Tunnelhintergründe in einem Miniaturtunnel diente.

Die Verwandlung des 1987er Ford LTD existiert nur als synthetisches, computergeneriertes Modell - von der Einfahrt in den Tunnel bis zum Verlassen am anderen Ende. Das Modell wurde als eine anfänglich exakte Wiedergabe des tatsächlich im ganzen Film von den Männern in Schwarz gefahrenen LTD konstruiert. Es enthielt über 100 bewegliche Teile, die sich bei laufender Kamera entfalten und das Auto aus der Ursprungsform in seine Raketenform umwandeln - ohne dabei beim Maßstab zu schummeln oder aber die Formen über Morphing herzustellen.

Über drei Monate dauerte die Herstellung der 200 einzelnen CG-Teile, aus denen das Raketenauto-Modell zusammengesetzt ist. Ein einzigartiges Hybrid aus Scan-Line-Rendering und Raytracing wurde entwickelt, um eine Kombination aus Bump-, Dreck-, Specular- und Reflection-Mapping anzuwenden und gleichzeitig die Vorteile der optisch exakten, mit Raytracing erstellten Eigenreflexionen zu bewahren.