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Prix1998
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


AUSZEICHNUNG
Spawn
Mark Dippé, Dennis Muren , Steve Williams


Ein Werk für die Leinwand zu adaptieren stellt die Filmemacher immer vor eine Reihe von Herausforderungen. Im Film "Spawn" machen die Animationen von Christophe Héry und seinem Team mehr als 15 Minuten der Gesamtdauer des Filmes aus.

Spawn - Vom Comic zur Kinoleinwand

1992 gab Todd McFarlane, einer der kreativsten und renommiertesten jungen Comiczeichner in der Branche, seinen Job beim Marktführer Marvel auf. Gemeinsam mit anderen Marvel-Kollegen gründete er seine eigene Firma, und nur ein Jahr später war seine Schöpfung Spawn Amerikas meistverkaufter Comic, der andere Bestseller wie X-Men, Batman, Spiderman und Superman regelmäßig in den Verkaufszahlen überflügelte.

Die erste Ausgabe von Spawn, das einen der ersten afroamerikanischen Comic-Helden lancierte, wurde gar 1,7 Millionen Mal gekauft - bis heute wurden über 100 Millionen Bücher in 34 Ländern und 13 Sprachen abgesetzt.

Ein Werk für die Leinwand zu adaptieren, sei es eine Kurzgeschichte, ein Theaterstück oder ein Roman, stellt die Filmemacher immer vor eine ganze Reihe von Hindernissen und Herausforderungen. Spawn war da keine Ausnahme.

"Die physischen Formen im Comic - Spawn, Violator, Clown und Malebolgia - sind überzeichnet. Mit nur einem Blick sieht man sie sich in einer Kakophonie von Linien und Farben über eine ganze Seite ausbreiten", erklärt der Regisseur, "aber echte Menschen mit Schminke lassen sich eben nur ganz begrenzt verformen."

Insgesamt haben wir 85 Einstellungen produziert, von denen 10 gemeinsam mit den Santa Barbara Studios entstanden, die die Hintergründe für die Höllensequenz produziert und unsere Animationen dort eingebaut haben. Im Film stellt unsere Arbeit mehr als 15 Minuten der Gesamtdauer des Films dar, was auch mit der Magie des Schnittes zu tun hat.

Die Verwandlungen der Spawn-Rüstung

Zunächst kommt Spawn als verbrannter Al Simmons aus der Hölle zurück. Später, in der Friedhofsszene, taucht eine "nekroplasmatische" Rüstung aus seinem Torso auf. KNB Effects hatte zwar eine Ganzkörperversion als Kostüm davon hergestellt, aber es ist natürlich nicht gelungen, dieses wirklich auf Spawn erscheinen lassen. Deswegen war uns klar, daß wir die Sache zu erledigen hätten. Wir haben mit der Idee herumgespielt, daß diese Rüstung rund um Spawns Körper ihre Form und Farbe verändern und dabei dennoch als harte Schutzschale dienen könnte.

Dieser Widerspruch zwischen dem Organischen und dem Mechanischen wurde aufgelöst, als wir eine Rüstung aus Platten konzipierten, die in ihrer Position einschnappten und sich dadurch genau dem Körper anpaßten.

Die Verwandlungen vom Clown zum Violator

Eine unserer schwierigsten Einstellungen war die 512 Kader umfassende Verwandlung des Clowns in den Violator. Diese erfolgt während einer Kranaufnahme, bei der die Kamera sich um 270 Grad um den mutierenden Clown bewegt und am Ende ihrer Abwährtsfahrt nach oben kippt, um den Violator zu zeigen.

In Wirklichkeit besteht die Einstellung aus zwei Halbaufnahmen. Zuerst wurde der Clown als Schauspieler im vollen Make-up etwa 100 Kader lang gefilmt. Dann wurde die Kamera an die Anfangsposition gebracht und eine "reine" Aufnahme geschossen, mit einem Tennisball auf einer Stange als Referenzpunkt. Wir sollten von der Aufnahme des Clowns auf die leere Aufnahme überblenden und unseren CG-Violator obendrauf einfügen.

Unglücklicherweise deckten sich die beiden Aufnahmen überhaupt nicht, so daß wir mit dem echten Clown überhaupt nichts anfangen konnten und letztlich unseren eigenen zur Gänze im Computer erzeugen mußten.

Da die Transformation aus jedem Winkel zu sehen sein würde, konnten wir kein Morphing einsetzen, deswegen haben wir sie zur Gänze in 3D modelliert, mit Interpolationen vom Clownmodell zum computergenerierten Violator.

In einer späteren Sequenz erfolgt die umgekehrte Verwandlung. Diesmal war die Kamera statisch, aber der Clown ging auf sie zu und sprach dabei noch Text. Wir haben im wesentlichen die gleichen Techniken eingesetzt, außer daß wir am Ende das Bild zum Live-action-Clown hin überblendet (und gemorpht) haben. Als kleinen Scherz haben wir ihm während dieser Einstellung noch die Haare wachsen lassen.

Das Cape

Eines der bekanntesten Wahrzeichen von Spawn ist sein Cape. Es ist teilweise Schutzschild, teilweise seidiger Stoff, weswegen es sich sehr fließend und weich bewegt, aber McFarlane hat uns erklärt: "Wenn seine rasiermesserscharfen Kanten deinen Arm berührten, würden sie ihn abschneiden." Das Cape ist ein lebender Organismus, der - ähnlich der Rüstung - sich ausbreiten und zurückziehen kann, je nachdem, was Spawn gerade benötigt.

Die Komplexität dieses Verhalten ließ sich natürlich nicht mit echtem Stoff imitieren, auch hier mußten wir digital arbeiten. Es entstand ein Cape, das eine eigene Persönlichkeit hat, aber dennoch der Schwerkraft und dem Wind unterworfen ist. Dies erforderte eine Menge Experimente, aber wir konnten eine erkleckliche Anzahl von Fragen der Textilanimation lösen, die auf algorithmischem Wege ohnehin äußerst schwierig ist.

Der Schleim

Der Violator schwitzt nicht nur und wird nicht nur im Regen naß, wir dachten uns auch, daß es toll aussehen würde, wenn etwas Sabber und Spucke aus seinem Maul triefen würde. Wir wollten Schleim an seinen Lippen, Achselhöhlen und Ellbogen sehen. Aber wir wollten auch eine echte 3D-Lösung dafür finden und nicht mit simplen Blue-Screen-Elementen arbeiten, die auf eine flache Stelle projiziert werden. Nur so konnten wir eine echte Computerausleuchtung des Schleims herstellen und die Bewegungen vom Ursprungsmodell mit übernehmen.

Am Ende des Films schmilzt der Violator und verschwindet in den offenen Kamin. Dies war nun eine Erweiterung des "Schleim-Konzepts", weil wir Teile des Körpers in ein System von Partikel-Metakugeln (ein anderer Ausdruck für Batzen oder implizite Oberflächen) verwandelt haben, die auf dem ganzen Violator auftauchen. Diese Teile fielen ab und verwandelten sich im Fall in grünen Schleim. Dieser wiederum wurde auf dem Boden dunkel und lief zu einem großen Fleck zusammen.

Dieser Prozeß war sehr teuer, weil einige der Bilder viele, viele Stunden Rechenzeit benötigten.