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Prix1990
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


GOLDENE NICA
P-411-A
Manfred Mohr


"P-411-A" von Manfred Mohr ist eine algorithmische Arbeit. Mit Hilfe parametrischer Regeln entsteht das eigentliche Bild als Resultat eines Prozesses.

In meiner künstlerischen Entwicklung komme ich nicht von der konstruktiven Kunst her, sondern aus dem Tachismus und der Jazzmusik. In einem langen Bewußtseinsbildungsprozeß habe ich mich von der spontanen Aussage gelöst und der Geometrie, d. h. einer konstruierbaren Aussage, zugewandt (1964).

Mehr noch, meine Kunst entwickelte sich zu einer algorithmischen Kunst, in der das Erfinden von Regeln (Algorithmen) Ausgangspunkt und eigentliche Grundlage ist. Die "Kompositionsregeln" sind nicht unbedingt auf bereits vorstellbaren Formen aufgebaut, sondern auf abstrakten und systematischen Prozessen. Meine Regeln sind parametrische Regeln, d. h. an bestimmten Stellen im Prozeßablauf sind Entscheidungen zu treffen, bei denen u. a. auch Zufallsentscheidungen miteinbezogen werden können.

Ähnlich einer Reise liegen auch hier nur der Ausgangspunkt sowie eine theoretische Zielvorstellung fest. Was aber während der Reise passiert, ist oft unvorhergesehen und überraschend. Obwohl mein Arbeitsprozeß rational und systematisch ist sowie in allen Phasen visuellen Kriterien unterliegt, bleibt er trotzdem offen für unvorhergesehene Wendungen. Mit Hilfe solcher parametrischer Regeln entsteht dann das eigentliche Bild - als Resultat eines Prozesses.

Seit 1973 geht es mir in meiner Arbeit primär um das Stören der Symmetrie im Würfel, wobei aber die Struktur des Würfels als "System" nicht in Frage gestellt wird. Durch dieses Stören bzw. Auflösen der Symmetrie (im Würfel) entsteht ein Generator neuer Aufbau- und Spannungsverhältnisse. Als Resultate interessieren mich die zweidimensionalen Zeichen ("êtres graphiques"), die durch das Projizieren der Würfelkanten entstehen. Ich bezeichne diese auch als unstabile Zeichen, da sie eine visuelle Unruheevozieren.

Meine Kunst ist keine mathematische Kunst, sondern eine aus meinem Erlebnisbereich geformte Aussage. Ich erfinde sozusagen Regeln, die mein künstlerisches Denken und Fühlen reflektieren. Diese Algorithmen können vielschichtig, d. h. kompliziert und unübersichtlich, werden. Um dieses Problem meistern zu können, ist in meiner Arbeit der Einsatz des Computers notwendig. Nur damit ist es möglich, beliebig viele Regeln zu überlagern, ohne den Überblickzu verlieren. Es versteht sich daher von selbst, daß die Resultate - meine Bilder also - nicht unbedingt auf den ersten Blick verständlich und lesbar sind. DieInformation sitzt tief und erfordert vom Betrachter einen gewissen Aufwand, d. h.die Bereitschaft, sich mit dieser Materie auseinanderzusetzen.

Im Prinzip können alle meine Arbeiten verifiziert und rational nachvollzogenwerden. Das heißt aber nicht, daß kein Raum für Assoziation und Imagination vorhanden ist. Im Gegenteil, der rationale Teil meiner Arbeit beschränkt sich im Grunde nur auf die Herstellung, und was aus einer Arbeiterfahren, verstanden, gelernt, geträumt ... oder in sie hineininterpretiert werden kann, liegt allein in der Phantasie des Betrachters. Das Kunstwerk an sich ist nur Ausgangspunkt, Information über ein Ordnungsprinzip bzw. Weltbild eines Künstlers, das den Betrachter zur Weiterarbeit herausfordern will.

Technischer Hintergrund

HW: PDP 11/23
SW: Eigene