AUSZEICHNUNG
The Tumbling Man
Chico McMurtrie, Rick Sayre
In der Installation "The Tumbling Man" von Chico McMurtrie und Rick Sayre versuchen zwei Mitspieler, einen menschenähnlichen Roboter durch elektronische Sensorverbindung zu bewegen. Dabei ist für die Mitwirkenden nicht klar, wer gerade die Arme bzw. Beine steuert. Nur durch Kooperation der Mitspieler ist die Kontrolle über den Roboter möglich.
Der stolpernde Mensch ("Tumbling Man") ist ein humanoider pneumatischer Roboter, der nicht nur stolpert, sondern mit der Hilfe und Kooperation zweier Mitwirkender auch verdrehte Stellungen einnehmen kann, sich hinsetzt und seinen Körper als Perkussionsinstrument verwendet.
Der Kampf mit der eigenen Unsicherheit des Roboters hat überzeugende anthropomorphe Qualitäten, schafft Mitgefühl beim Zuseher und beim Mitspieler, als wäre der Roboter ein neugeborenes Wesen.
Der Computer im "Tumbling Man" trifft eine Auswahl aus den Gliedern der Mitspieler, durch welche er sich steuern läßt. Bei einem Ereignis etwa könnte er durch die Beine des einen und durch Arme und Nacken des anderen Mitspielers gesteuert werden. Die Auswahl, welcher Mitspieler welche Glieder des "Tumbling Man" kontrolliert, ändert sich mit der Zeit, was dieMitspieler zu einer Neudefinition ihrer Zusammenarbeit zwingt. Wenn keine Bewegung von den Teilnehmern kommt - etwa weil sie sich gerade die telemetrischen Anzüge anziehen - definiert der "Tumbling Man" seine Aktionen selbst auf der Basis des Inputs früherer Mitspieler.
Mit diesem Werk hoffen wir, die Barriere zwischen Darsteller und Publikum zu überwinden. Mitglieder des Publikums werden zu Mitwirkenden und sind gezwungen, mit anderen, früher ebenfalls passiven Betrachtern zu kooperieren. Beide Mitwirkenden interagieren miteinander und mit dem "Tumbling Man" sowohl auf physischer wie auf emotionaler Ebene. Die Unsicherheit darüber, wer denn was steuert, schafft die Notwendigkeit von Zusammenarbeit, um die Kontrolle zu erlangen. (Chico McMurtrie, Rick Sayre)
Chico McMurtrie über seine Arbeit
Vor acht Jahren begann ich, meine amorphen humanoiden Skulpturen zu mechanisieren, vor drei Jahren wurde der Computer ein essentieller Bestandteil meiner Arbeit. Die Fähigkeit der Skulptur, selbst Entscheidungen zutreffen, hat völlig neue Möglichkeiten eröffnet.
Meine Skulptur untersucht primitive Bewegungsabläufe und Verhaltensweisen des Körpers und schafft Metaphern der menschlichen Befindlichkeit, die sich verändernde Natur meiner Skulpturen zwingt dem Betrachter neue Sichtweisen auf, indem die vorerst statische Skulptur zu einem bestimmten Zeitpunkt durch mechanische Mittel zum Leben erweckt wird.
Ausgehend von meinen früheren Arbeiten als Puppenspieler, der direkt mit der Puppe verbunden ist, über die Fernsteuerung von Puppen bis hin zur Möglichkeit, von der Puppe wegzugehen und das Publikum mit der Puppe als autonome Ganzheit interagieren zu lassen - der Computer hat meinen Puppen dieFreiheit verschafft. Die Befreiung der Puppen aus meiner Kontrolle hat auch die emotionalen Erfahrungen von mir weg zum Publikum verschoben und die Möglichkeit verstärkt, jedem einzelnen Zuseher eine einzigartige und persönliche Erfahrung zu vermitteln. lndem ich humanoide Skulpturen erschaffe, die Maschinen sind und die primitive Verhaltensweisen nachahmen, gebe ich den Leuten einen unerwarteten Einblick in den entmenschlichenden Drang des Menschen, über alles zu herrschen. (Chico McMurtrie)
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