www.aec.at  
 
 
 

Back to:
vorherige Seite

Prix1994
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


AUSZEICHNUNG
realtime
Transit


Bei Projekt "realtime" der Gruppe TRANSIT spielen Künstler - aufgeteilt auf drei Studios - gemeinsam Musik. Der Studioraum wird dabei räumlich aufgebrochen. Die an auseinanderliegenden Orten versammelten Musiker agieren über die Entfernungen hinweg in ortlosen elektronischen Netzen.


Drei baulich identische ORF-Landesstudios (Innsbruck, Linz, Graz) und die dichte Netzwerkstruktur (Bild-, Ton- und Datenleitungen) zwischen ihnen sollten als gemeinsamer Produktionsort für- ein interaktives Live-Projekt für Fernsehen und Radio fungieren. Elektronischer Raum als virtuelle Bühne für die realzeitliche Interaktion der Künstler. Ein telematisches Simultan-Event.

Gesendet wurde live, synchron in Radio und TV ("Kunstradio Live", "Round Midnight"). Als Weiterentwicklung vorausgegangener telematischer Simultan-Projekte, insbesondere des 1992 bereits für TRANSIT realisierten Projekts "Chipradio" (siehe Prix Ars Electronica 93) sollte die Performance der auf die drei Landesstudios verteilten Künstler nun auch für das Medium TV umgesetzt und dem Fernsehzuseher gleichermaßen wie dem Radiohörer erschlossen werden.

Konfrontation der unterschiedlichen Medienqualitäten als Laborsituationfür adäquate Kulturtechniken einer realzeitlich vernetzten Gesellschaft. Testfall für das kommunikative Potential von Massenmedien.

Schwerpunkt der mehr als sechsmonatigen Planungsphase war die Suche nach Strategien, um die einander diametral entgegenstehenden Anforderungen der linearen Einweg-Medien (vor allem TV) mit den Gesetzmäßigkeiten offener Kommunikations-Netzwerke zu verbinden, galt es doch - über eine bloße Fernsehdokumentation des Geschehens hinaus - auch die Bildebene aus dem Netzwerk heraus zu gestalten.

Der eingeschlagene Weg basiert auf einer weitgehenden Autonomie der Bild- und Tonebenen. Die beiden Kanäle des Radios (L-R) und der TV-Monoton wurden zu einer gemeinsamen dreikanaligen Projektionsfläche für die akustische Umsetzung der räumlichen Konstellationen (reale Räume - telematische Räume). Die Zuhörer / -seher wurden dementsprechend aufgefordert, möglichst TV-Gerät und Radio gemeinsam zu verwenden, um diese erweiterte Empfangssituation nutzen zu können. Für die Visualisierung der Interaktions- und Produktionsprozesse zwischen den an auseinanderliegenden Orten versammelten Akteuren wurden eigene Körperinterfaces und Roboter entwickelt und gebaut. Die Möglichkeit, unmittelbar an den jeweils anderen Orten telepräsent zu sein, in das dortige Geschehen eingreifen zu können, bestimmte die Auswahl der eingesetzten Technologie. Die aus dieser Vorgehensweise entstehenden unterschiedlichen Versionen (Live-Situation in den drei Studios, Radio, TV, Radio + TV ... ) sind jedoch nicht bloß Teilmengen des Geschehens, sondern, dem strukturellen Pluralismus vernetzten Handelns entsprechend, alle als vollgültig anzusehen.

Für die Vorbereitung der realen Räume (Foyers der Landesstudios) sowie des gemeinsamen virtuellen Netzwerk-Raumes standen drei Tage zur Verfügung.
(TRANSIT)

Die Laborsituation

"Während die Fernsehregie unter der Leitung von Michael Kreihsl beschäftigt war, Kamerapositionen (zwölf Kameras) und Ausleuchtung der drei Studios abzustimmen und Andres Bosshard nach einer minutiösen Planung mit den ORF-Technikern über Interkom Lautsprecher und Mikros positionierte und so das akustische "Tuning" der Räume vornahm, wurde die gesamte Interaktionsebene für Körperinterfacesund Roboter von Horst Hörtner,Martin Schiter und mir vor Ort in die Netzwerkstruktur zwischen den Studios implementiert.

Wir arbeiteten drei Tage lang nahezu rund um die Uhr und waren dabei auf diesen verschiedenen Netzwerkebenen miteinander verbunden. Wir konnten uns ständig sehen und hören, die Computer waren vernetzt, Software wurde über Modems ausgetauscht und weiterentwickelt. Es ergab sich für uns eine einmalige "Laborsituation". Keiner von uns hatte sich zuvor so lange ohne wesentliche Unterbrechung in einem solchen virtuellen Raum der unmittelbaren Telepräsenz aufgehalten."
(Gerfried Stocker(

Technischer Hintergrund
HW: PC, Macintosh, Atari, Custom Interfaces (Data Gloves, Robot Instruments)
SW: Mostly Artist's Proprietary