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Prix1995
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


AUSZEICHNUNG
Binary Ballistic Ballet
Michael Saup


Im "Binary Ballistic Ballet" von Michael Saup können Mitspieler über Mikrophon Audiosignale an einen Computer schicken. Diese werden in abstrakte Formen umgewandelt. Ein Tänzer wiederrum verwandelt die Information vom Computermonitor in ein Tanzmuster auf der Bühne.

Das interaktive Choreographiesystem "Binary Ballistic Ballet" wurde für das Ballettstück "Eidos Telos" von William Forsythe entwickelt, das im Januar 1995 in Frankfurt uraufgeführt wurde. Das Ensemble hatte bereits mit einem alphabetischen Tanzsystem experimentiert, das dann in eine Bewegung in dreidimensionaler Raum-Zeit umgewandelt wurde. Für diese Inszenierung mußte das Alphabet auf eine Computerplattform übertragen werden, um es flüssiger zu machen.

In Teil 1 und Teil 3 wählt der Computer Wörter aus der Wortdatenbank aus und zeigt sie auf einigen Monitoren, die nur für die Tänzer sichtbar sind. Sobald ein neues Wort erscheint, wird es direkt von der empfangenen Tonspur beeinflußt, d. h., die Musiker auf der Bühne können das Erscheinungsbild des jeweiligen Wortes auf folgende Weise verändern:

  • je nach Frequenz und Amplitude des empfangenen Audiosignals können dieWörter in Rotations- und Translations-Bewegungen versetzt werden;

  • je nach Amplitude können die Wörter in abstraktere Formenumgewandelt werden, d. h. die Wörter werden in DNA-ähnliche Formeneingeschoben;

  • ein Spektralplan des Audiosignals wird erzeugt;

  • Linien werden verwendet, um die Geschichte des Systems zu visualisieren.

Daher können die Tänzer entscheiden, welche Informationen sie auswählen wollen:
  • den alphabetischen Index des Wortes (rote Farbe);

  • die Farbe des Wortes, die auf der musikalischen Geschichte basiert;

  • die unmittelbare Bedeutung des Wortes in der Computer-Raum-Zeit;

  • die Zeilengeschichte im Monitor;

  • die Verformung des Wortes im Raum;

  • die Spektralinformation des Klanges.

Im allgemeinen ist die Choreographie bis zu 70 Prozent vorherbestimmt. Die verbleibenden 30 Prozent werden vom Computersystem beeinflußt, d. h. dieTänzer bekommen die Information von einem der Computermonitore und verwandeln sie sofort in Tanzmuster. Der Aufbau des Systems reagiert wie eine Feedback-Schleife zwischen Musikern, Tänzern und Computer. In Teil 2 wird der Computer eingesetzt, um "interaktive Wesen" zu bilden, die ebenfalls auf den empfangenen Klang reagieren, z. B. auf den Monolog eines Performers. Hiermit haben wir auch einen "stillen virtuellen Tänzer", der sich ständig zwischen komplexe geometrische Formen einschiebt und der die Tänzer, die auf die Tonspur reagieren, auf der Bühne begleitet. Die daraus entstehenden Graphiken werden als Teil des Bühnenschauspiels gezeigt.