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Prix1997
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


AUSZEICHNUNG
The Invisible Shape of Things Past
Dirk Lüsebrink, Joachim Sauter


"The Invisible Shape of Things Past" von Dirk Lüsebrink und Joachim Sauter ist ein Werkzeug, das gefilmte Bilder in 3D-Objekte verwandelt. Die 3D-Objekte aus den gefilmten Bildern werden teilweise aus der Kamerabewegung geformt (Zoom, Schwenk, Kippen), wodurch unregelmäßige Formen entstehen.

Nach langer Beschäftigung mit der Darstellung von virtuellem Raum und der Navigation in diesen virtuellen Räumen ist die Arbeit "Invisible Shape of Things Past" eine Auseinandersetzung mit der Abbildung von Zeit und der Navigation durch die Zeit in der VR.

Das Projekt ermöglicht es den Nutzern, Filmsequenzen (zeitbasierte Information) in interaktive virtuelle Objekte umzusetzten. Diese Transformation basiert auf den Kameraparametern der zugrundeliegenden Filmsequenz (Kamerabewegung, Blickrichtung und Brennweite). Entlang des in den virtuellen Raum übertragenen Kamerapfades werden die Einzelbilder des Filmes aneinandergereiht. Die Neigung der einzelnen Frames zum virtuellen Kamerapfad hängt dabei von der jeweiligen Blickrichtung der realen Kamera ab, die Größe der einzelnen Frames von der verwendeten Brennweite. Eine virtuelle Informationsarchitektur entsteht, die durch ihre Form die Entstehung der zugrunde liegenden Filmsequenz kommuniziert.

Dieses Objekt ist interaktiv erfahrbar, ist räumliches Userinterface (VRUI) zu der in ihm enthaltenen Information. Beispielsweise wird bei Aktivierung der Frontseite das "Filmobjekt abgespielt" ­ bei doppelter Aktivierung wird der Nutzer entlang des virtuellen Kamera- pfades durch das Objekt geführt. Da jede Filmsequenz sowohl einen Ort als auch einen Zeitpunkt ihrer Entstehung hat, wurde für die Organisation der Filmobjekte eine durch die Zeit navigierbare virtuelle Abbildung ihrer Entstehungsorte modelliert. Am Beispiel Berlin wurden alle urbanen Zustände seit dem Jahr 1900 modelliert und die Filmobjekte an dem ihrer Aufnahme entsprechenden virtuel- len Ort und in der ihnen entsprechenden Zeitschicht positioniert. Drei Ansätze zur Navigation durch diese Zeitschichten wurden entwickelt. Der erste und naheliegendste Ansatz basiert auf einer Transformation von einem zeitlichen urbanen Zustand zum nächsten (räumlicher Morph). Mit Hilfe eines Timesliders verändern die Nutzer die virtuelle Umgebung entsprechend der gewählten Jahreszahl. Der zweite Ansatz basiert auf einer räumlichen Schichtung der einzelnen historischen Zustände. Die Nutzer navigieren dabei räumlich durch die Zeit. Im dritten und VR-adäquatesten Ansatz können Elemente aus verschiedenen Zeitschichten individuell konfiguriert werden, beispielsweise die zukünftige Bebauung des Potsdamer Platzes auf einem aktuellen Luftbild, dazu der Verlauf der Berliner Mauer und alle Filmobjekte aus den Jahren 1940 bis 1945.

Neben einer lokalen interaktiven Anwendung wurde eine vernetzte VRML-Web-Applikation entwickelt, die es Internet-Nutzern ermöglicht, ihre Filmsequenzen als Objekte in das virtuelle Berlin zu integrieren. Neben dem Aspekt einer räumlichen Filmdatenbank entsteht durch diese Filmobjekte eine bisher unsichtbare, mit Hilfe des Internet wachsende urbane Architektur. In einem letzten Schritt wurde ein Filmobjekt, das auf einer 1941 in der Leipziger Straße aufgezeichneten Sequenz basiert, an genau derselben Stelle in den heutigen realen Raum als Simulation integriert. Dies könnte ein Ausgangspunkt sein für die Gestaltung eines realen architektonischen oder skulpturalen Objektes.