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Prix1993
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


AUSZEICHNUNG
... et ainsi de suite ...
Jonty Harrison


In der Komposition "... et ainsi de suite ..." erzeugt Jonty Harrison aus einer einzigen Klangquelle eine ganze Vielfalt an Klängen.

Ich wollte einmal eine Zeitlang eine "Französische Suite" in der Tradition der "musique concrète" komponieren. Die Klänge von Weingläsern mit einer rauhen Oberfläche, die im Studio Numerique am GRM mit ETIR, BRAGE und BRAGGE sowie mit einem Raum-Klang-Programm transformiert worden waren, bedeuteten dabei einen vielversprechenden Anfang. Die individuellen Klänge wurden in den elektroakustischen Studios der University of Birmingham mit unterschiedlichsten digitalen Signalprozessoren formiert, mit einer Reihe andere Klangquellen kombiniet weiter transformiert, rekombiniert und so weiter und so weiter ...

Ich griff nun von Zeit zu Zeit auf diesen Pool von Klangmaterialien zu, um kurze, aber essentielle, selbsttragende Sätze zu komponieren. Die Zusammenführung von neuen, spezifisch musikalischen Äußerungsformen aus demselben Quellmaterial führte zu der Idee, daß man analog dazu vollständige Sätze (die unweigerlich eine Überfülle von kreuzweisen Bezügen aufweisen würden) in verschiedener Weise zusammenfügen und damit unterschiedliche Stücke schaffen könnte. Unterschiedlich in Länge und Tempo, für unterschiedliche Gelegenheiten und Räume und so weiter und so weiter.

Über ein Dutzend Sätze habe ich bis heute komponiert. Ihre unterschiedlichen Funktionen sind durch ihre - um die Verbindung mit der musique concrète aufrecht zu erhalten französischen Satzbezeichnungen charakterisiert. "A propos" und "resumé" - in dieser Reihenfolge - sind expositorische und rekapitulierende Feststellungen der grundlegenden Klang-Typen, die im Werk gefunden werden können. Die längsten und ausgefeiltesten Sätze heißen "commentaire". Die erste Version der Arbeit (Version Bourges 1990) enthielt lediglich diese Kategorien von Sätzen und Satzbezeichnungen.

Als ich 1991 auf das Sound Tools System zugreifen konnte, erreichte ich dienahtlose Kontinuität des Materials, die ich für eine neue Generation gefälligerer, nachdenklicherer und statischer Sätze brauchte, die sich davon abhoben. Diese eingestreuten Sätze gruppieren sich unter den Übertitel "paranthèse", obwohl einige von ihnen zusätzliche beschreibende Titelbezeichnungen wie "reflexion", "résonance" oder "souffle d'insectes" tragen. Die Birmingham-Version 1992 hat elf Sätze, deren Dauer zwischen 40 Sekunden und fast vier Minuten schwankt.

Das Charakteristische an dieser Version ist das Überlappen der einzelnen Sätze. Zum Beispiel bilden die Sätze 6 bis 9 ein durchgängiges Stück, ebenso wie die beiden letzten Sätze, und unterstützen damit das eher dramatische Potential des Materials. Grundsätzlich aber ist die Arbeit nicht Transportmittel für ein dramatisches oder dynamisches musikalisches Argument; mich interessiert es vielmehr, ein Netzwerk von Verbindungen innerhalb einer Klangwelt aufzubauen, das mehr der Verspieltheit als dem Diskurs förderlich ist.