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Prix1994
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


AUSZEICHNUNG
Strings & Shadows
Åke Parmerud


"Strings & Shadows" von Åke Parmerud ist die Geschichte einer sterbenden Schauspielerin bei ihrem letzten Tanz, die von drei Klangtypen erzählt wird: einem akustischen Instrument, einem stimmlichen Klang und einer synthetischen Klangvielfalt.

In "Strings & Shadows" wirken die Saiten einer Harfe so, als wären sie Tore, die sich öffnen und eine Vielfalt instrumentaler, quasi instrumentaler und manchmal auch vokaler Klänge in einem Strom ständiger Transformationen herausfließen lassen. Diese klangfarblichen "Schatten" werden durch Spiegelungen der Harfe mittels einer Vielfalt synthetischer Saitenklänge ergänzt.

Allerdings gibt es auch noch eine andere Art musikalischer Schatten. Ein kurzes, melodisches Fragment einer Filmmusik zu einem Greta-Garbo-Film ("Queen Christina") wird in einer leicht verzerrten Spiegelung der Harfe im Mittelteil des Stückes hörbar. In der Tat wird die melodische Entwicklung der Harfenstimme zu einem großen Teil von dieser Melodie abgeleitet. Die poetische Vision des Stücks ist das Bild einer alten, sterbenden Schauspielerin, die in einem letzten, rauschenden Tanzreigen die Schatten ihrer Vergangenheit revuepassieren läßt, während langsam der Todals ihr Begleiter zu einem letzten Pas-de-Deux erscheint.

Das Klangmaterial für "Strings & Shadows" basiert hauptsächlich auf drei Typen von Klängen:
1. Klänge verschiedener akustischer Instrumente (Holzbläser, Streicher etc.);
2. stimmliche Klänge, die sich in instrumentale und/oder synthetische Klänge umwandeln;
3. eine Vielfalt synthetischer Saitenklänge.

Um eine Transformation der Klangfarben zu erzielen, habe ich alle möglichen Methoden von einfacher Überlagerung und Mischung bis zu spektraler Interpolation und Phasenvocoder angewendet. Die Erzeugung synthetischer Saitenklänge erreichte ich durch Frequenzmodulation, String-Modelling-Algorithmen und abgestimmte Resonanzfilter (mit verschiedenen Klängen als Anschlagimpulse).

Technischer Hintergrund

Das ursprüngliche Klangmaterial wurde in etlichen Durchgängen durch digitale Signalprozessoren geschickt. Eines der wesentlichen Werkzeuge in der Anfangsphase der Klangbehandlung war das neu herausgekommene GRM-Tool für den Macintosh. Diese Arbeitsoberfläche zum Digital Signal Processing in Echtzeit ist eine spezielle Variante des Sytersystems, das in den Achtziger Jahren am GRM in Paris entwickelt wurde. Die so verarbeiteten Klänge wurden dann mit gängigen DSP-Einheiten wie Ensoniq DP-4, RSP-Technologies Intelliverb und Lexicon LXP-300 weiterverarbeitet. Zusätzliches Material wurde spätermit dem Eventide UltraHarmonizer erstellt. Für spezielle Arbeitsgänge wie Phasevocoding und komplexe Schleifen wurde nicht-Echtzeittaugliche Software wie TurboSynth und Sounddesigner von Digidesign, SoundHack von Tom Erbe und Infinity von Jupiter eingesetzt.

Mit Max und Vision von IRCAM/Opcode wurden die MIDI-Kontrollabläufe erstellt, und das ganze Material wurde dann im Studio Charybde in Bourges auf Festplatte überspielt. Zusammengefügt und synchronisiert wurde das Stück schließlich unter Verwendung einer 32MB-SampleCell II und einer 8MB-SampleCell I-Karte sowie eines Vierkanal-ProTools-Systems, alle gesteuert von Studio Vision von Opcode.