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Prix1994
Prix 1987 - 2007

 
 
Veranstalter:
ORF Oberösterreich
 


AUSZEICHNUNG
Mirror-Rite
Jonathan Impett


"Mirror-Rite" von Jonathan Impett ist eine Echtzeit-Komposition für Meta-Trompete. Bei dem Instrument kann Klangerzeugung und Klangkontrolle vollständig integriert werden.

"Mirror-Rite" ist eine Echtzeit-Komposition für Meta-Trompete, Computer und elektronische Instrumente. Das Instrument selbst nimmt jene Performanceaspekte, die dem Trompete-Spielen schon innewohnen, und abstrahiert und dehnt sie so aus, daß sie
a) Musikmaterial für Kompositionszwecke und
b) Werkzeug zur Steuerung anderer Parameter werden.

Die erstellten Daten könnten dabei als eine Beschreibung einer umfassenderen Aufführungssituation gesehen werden, wobei der Klang der Trompete nur einen Blickpunkt darstellt.

Ein zentrales Anliegen beim Entwerfen des Instruments war, eine enge und dynamische Verbindung zwischen dem Instrument, seinem Spieler und dem musikalischen Material zu ermöglichen, egal ob es sich dabei um musikalische "Vorlagen" aus dem Computerspeicher oder Echtzeit-Aufführungsdaten handelt.

Wie bei den meisten erfolgreichen Instrumenten kann man Klangerzeugung und Klangkontrolle vollständig im Instrument integrieren - in diesem Fall durch die tatsächliche Einverleibung desComputers (und damit der Komposition) ins Instrument. Der Ausführende kann damit eine Direktheit und Spontanität der Kommunikation aufrechterhalten, während er höhere Ebenen von Abstraktion und Formalisation, sowohl des strukturellen als auch klanglichen Materials, beibehält. Dies kann als ein Vorstoß in Richtung einer "Wieder-Aufwertung" nicht nur des Spielers und der Auftrittsituation, sondern auch des Zuhörers gewertet werden.

Mehrere durchgehende Kontrollparameter werden so eingesetzt, daß damit weder die Reichhaltigkeit des Instruments und seiner Spieltechnik beeinträchtigt wird, noch dem Ausführenden fremdartige Techniken aufgesetzt werden; die meisten sind Standard in der üblichen Aufführungspraxis.

Neben der Information in Form der Noten umfassen die Aufführungsparameter Lautstärke (auf zwei Ebenen, um damit sowohl Instrumenten- als auch Atemtöne mit einzubeziehen), Position in einem virtuellen Raum, Richtung und Geschwindigkeit der Bewegung, Neigung, Handdruck, Atemdruck, Ventilpositionen und verschiedene Schalter ...

Das gesamte Material stammt direkt vom Ausführenden an der Meta-Trompete, einem Instrument, das sowohl physikalische als auch musikalische Aufführungsdaten liefert. Diese Informationen werden vom Computer verarbeitet; durch Veränderung und kontextuelle Logik der Komposition entsteht erst die eigentliche Komposition. Es gibt keine Partitur oder sonstige Vorlage. Noten werden Teil des Kompositionsprozesses, wobei die Regeln dafür von den Noten selbst abgeleitet werden. Vorgänge initiieren dynamische Systeme und werden darin aufgenommen. Das Werk an sich wird dadurch zwar erfahrbar, aber nicht steuerbar.

"Mirror-Rite" könnte man als parallele Sequenzen von Ritualen in unbekannten Sprachen erleben, in denen jede Handlung des Ausführenden ein Teil davon wird. Anders gesagt: Eine spiralförmige Abfolge von Spiegelkabinetten unterschiedlichster Formen und Farben, die sich alle mit unterschiedlicher Dynamik bewegen.